Wie lässt sich ein Moor wiedervernässen? Im Süskenbrocksmoor im Südwesten des Münsterlandes lautet die Lösung: Durch Lehmplomben.
Fünf Minuten braucht er, um den alten Entwässerungsgraben aufzubaggern, zehn Minuten, um die Erde als natürliche Plombe in der Kuhle zu verteilen. Es sieht so einfach aus, wenn Alexander Breitkopf vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld ein ums andere Mal mit seinem Bagger den ockerfarbigen, lehmigen Sand in die Gräben schüttet und so Mineralboden-Plomben setzt, damit die Gräben nicht länger Wasser aus der Landschaft ableiten. Doch ganz so einfach ist das Wiedervernässen des Süskenbrocksmoor auf der DBU-Naturerbefläche Borkenberge nicht.
Moorschutz ist Klimaschutz
„95 Prozent der Moore in Deutschland haben wir Menschen seit dem 19. Jahrhundert so konsequent trockengelegt, dass die Flächen den Namen Moor oft nicht mehr verdienen. Auch bei uns in den Borkenbergen fließt Wasser über tiefe Gräben ab, so dass der Torfboden mineralisiert und Treibhausgase freisetzt“, so Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Moorschutz sei Klimaschutz, und diesbezüglich sehr relevant. Eine Wiese oder eine Weide auf einem entwässerten Moor setze den Analysen des Greifswalder Moor Centrums folgend pro Hektar so viel Klimagase frei wie Autofahrten über 145.000 Kilometer. Insgesamt würden mineralisierte Torfböden in Deutschland bereits rund sechs Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verursachen – so viel wie der hierzulande startende Luftverkehr. „Auf den DBU-Naturerbeflächen wollen wir unsere Moore konsequent wiedervernässen. Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisen, aber insbesondere auch um den selten gewordenen Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten zu schützen“, so Belting.
Wasser wird durch Lehm-Plomben auf angrenzender Wiese angestaut
Alle zweieinhalb Meter ist das Süskenbrocksmoor durch parallel verlaufende Gräben durchzogen, so dass es als Moor kaum noch zu erkennen ist. Traurig trocken wirkt der Boden, längst bröselt der mineralisierte Torf wie lockere Erde durch die Finger. Der nasse Torf ist rund 30 Zentimeter unter der Bodenoberfläche noch da, aber seine Mächtigkeit wird immer kleiner. „Wir gehen davon aus, dass die wasserhaltende Schicht durch die Gräben im Moor zerschnitten wurde“, erklärt Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe.
Vereinzelte Lehm-Plomben in der Torffläche könnten daher das nötige Wasser nicht in der Landschaft halten, weil es in den Gräben nach unten entweicht. Daher hat Gärtnermeister Breitkopf jetzt die Entwässerungsgräben auf den angrenzenden Feuchtwiesen nördlich vom Moor verschlossen. Fuellhaas: „Gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld, die diese Maßnahme durchführen und mitfinanzieren, wollen wir das Grundwasser dort so anstauen, dass es von unten in den Torfboden drückt.“ Ob die rund 90 Plomben in den Entwässerungsgräben die erhoffte Wirkung entfalten, werde nächsten Sommer klar. „Schön wäre es, wenn auf der Wiese hier bis in den Frühling das Wasser steht. Dann dürfte der Grundwasserspiegel hoffentlich so angestaut sein, dass sich das Wasser im Süskenbrocksmoor bis weit in den Sommer hält“, so Matthias Olthoff vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld. Selbst wenn sich der Zustand des Lebensraumes so stabilisiert und bestenfalls erholt – es bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Olthoff: „Das Moor war hier früher rund 4.000 Hektar groß“. Längst ist es weit über die DBU-Naturerbefläche Borkenberge hinaus forst- und landwirtschaftlich überprägt.
Deutscher Umweltpreis geht an Moor-Forscher – Interessierte können Verleihung live verfolgen
Inwiefern Moore klimaverträglicher bewirtschaftet werden können, und warum ein Umdenken bezüglich der Nutzung so wichtig ist – Antworten auf diese und weitere Fragen rückt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt dieses Jahr durch die Verleihung des Deutschen Umweltpreises an Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten in den Fokus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht dem Wissenschaftler vom Greifswald Moor Centrum die Auszeichnung für seine Forschung rund um Moore als Klimaschützer und die gravierenden Folgen von Moor-Entwässerung für die Erderwärmung. Die Veranstaltung am Sonntag, 10. Oktober, mit Moderatorin Judith Rakers beginnt um 11 Uhr und ist auch per Livestream unter www.dbu.de/live zu verfolgen.
Text: Katja Behrendt, Titelbild: © Katja Behrendt/DBU