Der Erhalt von Wildnisgebieten ist eines der großen Themen bei der Umweltpreisverleihung 2022. Nicht nur Umweltpreisträger Dr. Christof Schenck engagiert sich für deren Schutz. In einem DBU-Projekt zeigt ein Forscherteam der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, wie die letzten Urwälder Europas bewahrt werden können.
In den vergangenen zehn Jahren sind in den EU-Mitgliedstaaten hunderttausende Hektar Urwälder und Naturwälder, also durch Nutzungen kaum veränderte Wälder, zerstört worden. Und das, obwohl der Schutz dieser Wälder ein primäres Ziel der EU ist. Rund zwei Drittel der Urwälder der gemäßigten Zonen liegen in den rumänischen Karpaten.
Illegale Einschläge ein großes Problem
Ursachen für ihre Zerstörung sind neben der intensiven Holznutzung und der Klimaerwärmung vor allem fehlendes politisches Engagement und Interesse am Schutz der Urwälder. Mit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 folgten massive Abholzungen durch ausländische Holzkonzerne – möglich gemacht durch einen häufig nur in der Theorie bestehenden Schutzstatus. Vor allem illegale Einschläge sind ein großes Problem. „In den Karpatenwäldern laufen derzeit fast rund um die Uhr Motorsägen. Denn in der Debatte um Klimaschutz und Förderung erneuerbarer Energien wird jede stoffliche und thermische Verwendung von Holz als vermeintlich klimaneutraler Rohstoff und Energieträger häufig pauschal als sinnvoll propagiert“, so Rainer Luick, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.
Eine nachhaltige Wertschöpfung aus den Urwäldern ist beispielsweise über sanften Tourismus möglich, oder indem die riesigen Kohlenstoffvorräte monetarisiert werden, die in der lebenden und toten Biomasse und im Boden gespeichert sind. In mehreren Regionen werden gemeinsam mit rumänischen Partnern derzeit konkrete Visionen entwickelt.
Luick setzt sich mit seinem Projektteam schon seit rund zehn Jahren für den Schutz des europäischen Naturerbes ein. Die Forschenden wollen herausfinden, welchen Beitrag die europäischen Urwälder als Lebensraum für den Biodiversitätsschutz und als Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz leisten. Mit den Ergebnissen wollen sie Impulse und Best-Practice-Empfehlungen erarbeiten. Im aktuellen, von der DBU und der Heidehof Stiftung geförderten Projekt „UrwaldVerantwortung“ soll gezeigt werden, dass die oft privaten und kommunalen Eigentümer von Urwäldern auch über die Nichtnutzung Einkommen erzielen können.
DBU fördert Biodiversität in Mittel- und Osteuropa
Über den Schutz der Urwälder hinaus engagiert sich die DBU mit weiteren Projekten in Rumänien. DBU-Referent Dr. Alexander Bittner erklärt, warum: „Die Länder Mittel- und Osteuropas sind von internationaler Bedeutung für den Biodiversitätsschutz. Insbesondere Rumänien ist ein absoluter Hotspot, in dem auf europäischer Ebene bedrohte Lebensräume und Arten noch vorhanden sind und bewahrt werden können. Neben den Urwäldern sind Hutewälder in Transsylvanien oder extensive Graslandschaften in den Westkarpaten Beispiele hierfür. Die DBU unterstützt die Bewahrung und nachhaltige Entwicklung derartiger Biodiversitäts-Hotspots nicht nur in Rumänien mit einem eigenen Schwerpunkt innerhalb der internationalen Förderung. Dabei geht es auch darum, wie diese wertvollen Landschaften im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung dauerhaft gesichert werden – zum Beispiel über nachhaltigen Tourismus oder neue Wertschöpfungsmodelle in der Landnutzung.“
Mehr zum Deutschen Umweltpreis
In unserem Blog finden Sie weitere Informationen über unseren Umweltpreisträger Dr. Christof Schenck und sein Engagement zum Erhalt von Wildnisgebieten. Weitere Informationen zum diesjährigen Deutschen Umweltpreis finden Sie in unseren Blogbeiträgen zu den Ausgezeichneten und zur Preisverleihung.
Weitere Infos:
Text: Anne Lang, Titelbild: Ion Holban