Dr. Franziska Tanneberger im Interview über Moorschutz als Chance für Klimaschutz, Biodiversität und Landwirtschaft

Moore speichern riesige Mengen an Kohlenstoff. Sind sie entwässert, werden sie zur CO2-Quelle. Sind sie nass, können sie CO2-Senke sein. Gleichzeitig zeichnen sich intakte Moore durch eine ihre hohe Artenvielfalt aus und sind Lebensraum für viele seltene Tiere. Nasse Moore können auch für die Land- und Forstwirtschaft genutzt werden. Der Erhalt und die Wiedervernässung von Mooren bieten daher die Chance Biodiversität, Klimaschutz und Landwirtschaft gleichzeitig deutlich voranzubringen. Dr. Franziska Tanneberger setzt sich für den Schutz von Mooren ein. Sie wird am 27. Oktober für ihre Leistungen mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

Cuxhavener Küstenheiden Steertmoor, Foto: Nora Willmaring
In intakten Mooren gibt es eine hohe Artenvielfalt, sie sind Lebensraum für viele seltene Tiere. Foto: Nora Willmaring
© Nora Willmaring

DBU:  Was muss getan werden, damit Moore ihren Beitrag zum Schutz der Natur und zum Klimaschutz entfalten können?
Derzeit sind in Deutschland weit über 90 Prozent der Moore entwässert, diese Flächen setzen mehr als sieben Prozent unserer Treibhausgasemissionen frei. Und der Wald ist in Deutschland aufgrund unserer falschen Bewirtschaftung mittlerweile auch zu einer CO2-Quelle geworden. Es ist also mehr als dringend, umzusteuern. Da die Faktenlage eindeutig ist und die Wahrnehmung des Themas wächst, geht es mittlerweile nicht mehr in erster Linie darum, „ob“ wir Moore wieder in einen nassen Zustand bringen müssen. Wir brauchen nasse Moore, um die Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen und weil sie eine so wichtige Rolle im Wasserhaushalt spielen. Wer, wann, wie genau – dazu sind aber ganz viele Fragen offen.  

DBU: Die Bundesregierung hat das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) auf den Weg gebracht. Welche Bedeutung hat dieses Programm und wie kann dessen Wirkung unterstützt werden?
Das ANK ist eines der wichtigsten Programme dieser Regierung. Seine Umsetzung zahlt auf ganz viele Politikbereiche ein: Klima, Biodiversität, Wassersicherheit, zukunftssichere Land- und Forstwirtschaft. Daher möchte ich zuerst ganz klar sagen, dass dieses Programm unbedingt auch in Zukunft erhalten bleiben muss. Natürlicher Klimaschutz ist ein parteiübergreifendes, letztlich auch sicherheitspolitisches „Muss“. Und so sollten wir allen, die an der Umsetzung des ANK beteiligt sind, ganz viel Rückenwind geben. Die beiden größten Arbeitsbereiche des Programms sind die Themen Wald und Moor – denn hier kann wirklich eine substanzielle Trendwende für den Klimaschutz erreicht werden.

DBU: Können Sie das konkretisieren?
Für den Bereich Moor war etwa eine Milliarde Euro vorgesehen aus den Mitteln des Programms in dieser Legislatur. Damit könnte alleine mit Blick auf das Klima gleichzeitig erhebliche Minderung von CO2-Emissionen, die Schaffung neuer CO2-Senken und Klimaanpassung erreicht werden. Wenn man den „Kohleausstieg“ und dessen Finanzierung im Vergleich nimmt, sollte uns der Ausstieg aus der Moor-Entwässerung etwa eine Milliarde Euro pro Jahr wert sein, also das Vierfache. Die geplanten Summen sind also keinesfalls zu hoch und brauchen eine Langfristperspektive. Um sie gut in die Fläche zu bringen, müssen wir allerdings nun Dinge anders zu tun, Gewohnheiten und sektorales Denken hinterfragen, und kooperative, interdisziplinäre und auch experimentelle Arbeitsweisen etablieren.

Das vollständige Interview lesen Sie:

Interview zum Download

Dr. Franziska Tanneberger über Rahmenbedingungen für mehr Moorschutz: 

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