Die derzeit vorherrschende Lebens- und Wirtschaftsweise führt zu einer dauerhaften Überschreitung planetarer Leitplanken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine nachhaltige Veränderung der Gesellschaft. Die Frage, wie es gelingen kann, Menschen in diesem Transformationsprozess bspw. durch die Stärkung dafür notwendiger Fähigkeiten und Fertigkeiten zu begleiten, bedarf innovativer Ideen auf allen Ebenen und damit auch ein Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen. In dieser Förderinitiative stehen die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und die Politische Bildung im Fokus, denn für das Gelingen der angestrebten „Großen Transformation“ sind nicht nur ein ökologisches Bewusstsein, naturwissenschaftliche Grundkenntnisse sowie ein kritisches Verhalten von Konsument*innen essentiell, sondern es bedarf auch des Wissens und die Analysefähigkeit bzgl. globaler und lokaler Zusammenhänge sowie sozialer, politischer, ökonomischer und ökologischer Entwicklungen und einer politischen Orientierungs-, Kritik-, Urteils- und Handlungsfähigkeit, um eine partizipative und demokratische Gestaltung des Transformationsprozesses zu ermöglichen.
Sowohl die Bildung für nachhaltige Entwicklung als auch die Politische Bildung setzen ein hohes Maß an Beteiligung und forschendem Lernen voraus. Beide Ansätze sind geprägt von Selbstreflexion, Perspektivwechsel, vernetztem und systemischem Denken und somit von einer Kompetenzentwicklung hin zu einer mündigen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Diese bestehenden Überschneidungspunkte werden bisher aber weder bildungspolitisch noch wissenschaftlich bearbeitet, und es fehlt an innovativen und modellhaften Bildungskonzepten und Praxisbeispielen, die Nachhaltigkeitsfragen stärker in die Politische Bildung und politische Aspekte stärker in die Nachhaltigkeitsbildung integrieren.
Als Beitrag zur Schließung dieser Lücke hat die DBU im Jahr 2022 eine Förderinitiative zur Politischen Bildung für Nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen, in der Projekte, die sich der Verknüpfung beider Bildungskonzepte widmen, gefördert werden. Gegenstand der Förderinitiative ist darüber hinaus die Vermittlung von Zusammenhängen und Interdependenzen wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und ökologischer Dimensionen, die das eigene und gesamtgesellschaftliche Handeln in eine nachhaltige Richtung lenken. Ziele sind die Entwicklung geeigneter Bildungsformate zur Förderung von Dialogkompetenz für eine politik- und demokratiegestützte Transformation der Gesellschaft, außerdem die Ermöglichung des fachlichen und politischen Diskurses zu Nachhaltigkeitsfragen und die Eröffnung von Möglichkeiten zur Teilhabe an Entscheidungsprozessen im Kontext von BNE und globalem Lernen. Als Zielgruppe der Initiative gelten Jugendliche & junge Erwachsene, Akteur*innen der Nachhaltigkeits- und der politischen Bildung sowie Hochschulen und Universitäten.
Jun.-Prof. Dr. Steve Kenner von der Pädagogischen Hochschule Weingarten leitet zur Begleitung der Förderinitiative ein DBU-gefördertes Projekt zur Gründung eines Fachforums „Politische Bildung, Transformation und Nachhaltigkeit“ mit dem Ziel eines interdisziplinären Austausches zu politischen Fragestellungen im Diskurs über eine politische Bildung für nachhaltige Entwicklung (mehr zum Projekt: www.polbnt.de). Damit sollen die Abgrenzung der einzelnen Disziplinen überwunden und Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen vernetzt werden. So arbeiten zahlreiche Expert*innen aus verschiedenen Bereichen gemeinsam an der Entwicklung der Idee einer politischen Bildung für nachhaltige Entwicklung und Transformation, die diese zentralen Bildungsaufgaben erfolgreich verbindet.