Kontext:
Die Welt steht vor einem drängenden Problem: 6 von 9 planetaren Belastungsgrenzen wurden bereits überschritten. Der Übergang zu einer Circular Economy (CE) wird als eine Lösung gesehen, um anthropogene Auswirkungen auf globale Ökosysteme abzuschwächen. Trotz der Integration von CE in der Politik, technologischen Fortschritten und ein zunehmendes Bewusstsein von Verbraucher*innen, besteht eine erhebliche Lücke bei der Implementierung von CE-Strategien bei Unternehmen. Dies zeigt, dass aktuelle Bemühungen für die CE nicht ausreichen, um den steigenden Ressourcenverbrauch zu beschränken.
Ein systemischer Wandel wie die CE erfordert eine grundlegende Veränderung der derzeitigen wirtschaftlichen Funktionsweise zu einem neuen Wertschöpfungssystem. Die Zusammenarbeit von verschiedenen Stakeholdern ist erforderlich, um die Umsetzung von CE-Prinzipien zu ermöglichen. Hierzu wurden in den letzten Jahren zahlreiche Multi-Stakeholder-Allianzen gebildet. So hat beispielsweise die Circular Economy Initiative Deutschland Vertreter*innen aus Unternehmen, Politik und Forschung zusammengebracht, um eine CE-Roadmap für Deutschland zu entwickeln. Es gibt viele weitere Beispiele solcher kollaborativen CE-Allianzen in verschiedenen Themenbereichen, Branchen und Regionen. Diese Initiativen haben gemein, dass sie das Ziel verfolgen, die Zusammenarbeit zwischen Stakeholdern zu fördern, um den Übergang zu einer CE zu beschleunigen.
Forschungsfrage:
Noch gibt es nur begrenzte Forschungsergebnisse und kaum empirische Belege über die Wirkung von interorganisationalen Allianzen auf die zirkuläre Transformation der beteiligten Unternehmen oder andere Stakeholder und externe Rahmenbedingungen, weder in der CE-Literatur noch in anderen Forschungssträngen. Koordinator*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Allianz-Mitglieder wissen oft nicht, warum manche Allianzen wertvolle Ergebnisse für die CE liefern und andere auch nach mehreren Jahren keine effektive Zusammenarbeit fördern. Dieses Forschungsvorhaben untersucht die Frage, ob CE-Allianzen tatsächliche Veränderungen herbeiführen können und welche Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Wirkung von Bedeutung sind. Die Forschungsfrage lautet: Wie können interorganisationale Allianzen den Übergang zu einer CE unterstützen? Die Dissertation wird diese Frage aus einer Mikro- (Unternehmen), Meso- (Allianz) und Makroperspektive (CE-Übergang) analysieren, indem sie qualitative und quantitative Forschungsmethoden in einer kumulativen Dissertation kombiniert.
Ziele:
Das Vorhaben verfolgt drei Ziele. Erstens soll eine wertvolle theoretische Basis in der Literatur für künftige Forschung geschaffen werden, insbesondere in Bezug auf die Wirkung von CE-Allianzen. Zweitens sollen Empfehlungen entwickelt werden, die das Management von CE-Allianzen bei der Gestaltung einer effektiven Zusammenarbeit unterstützen. Drittens soll den wichtigsten Stakeholdern von CE-Allianzen eine Orientierungshilfe bei der Entscheidungsfindung bezüglich Strategien für das Engagement und Investitionen gegeben werden. Die Erreichung dieser Forschungsziele wird dazu beitragen, den Übergang zu einer CE zu beschleunigen, indem ein Verständnis über die Potenziale von interorganisationalen CE-Allianzen entwickelt und Leitlinien für die effektivsten Engagement-, Governance-, und Aktivitätsstrategien geschaffen werden. In Anbetracht der aktuellen Klima- und Umweltkrise ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Nutzen von CE-Allianzen deren Kosten (z.B. investierte Zeit) übersteigt, und somit die Prinzipien und Aktivitäten der CE unterstützt werden, um langfristig die schädlichen Umweltauswirkungen unserer Produktions- und Konsumsysteme zu mindern.
Methoden:
Die Methodik der Studie I stützt sich auf die konstruktivistische Neuausrichtung der „Grounded Theory“, um induktiv die Auswirkungen von CE-Allianzen auf beteiligte Unternehmen (Mikroebene) zu untersuchen. Es werden semi-strukturierte Interviews mit Mitarbeitenden von Unternehmen geführt, die Mitglied in CE-Allianzen sind. Die Studie II wendet einen multiplen Fallstudienansatz an, um durch das Vergleichen mehrerer CE-Allianzen (Mesoebene) festzustellen, welche Erfolgsfaktoren die Effekte der Allianz beeinflussen und wie sich externe Bedingungen (z.B. Regulatorik) auswirken. Studie III (Makroebene) zielt darauf ab, die „tatsächlichen“ Auswirkungen von CE-Allianzen zu verstehen und analysiert durch ökonometrische Methoden die Beziehung zwischen der Teilnahme von Unternehmen in CE-Allianzen und den CE-Impactindikatoren von Unternehmen.