Promotionsstipendium: Stefanie Maeder

Grenzenloses Reisen oder ‚staycation‘? Urlaubsmobilität im Konsum-Korridor

Angesichts der globalen Klimakrise ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen unseres Konsums zentral. Gleichzeitig ist neben der Begrenzung unseres Konsums eine gerechte Befriedigung von Grundbedürfnissen nötig. Somit sind zur Bewältigung der vorherrschenden gesellschaftlichen Herausforderungen Konsumkorridore nötig, die Ober- und Untergrenzen des Konsums definieren. Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass Vorschläge für Konsumkorridore auf Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen (Defila & Di Giulio, 2020). Wichtig ist jedoch, dass Ober- und Untergrenzen aufgrund unterschiedlicher kultureller, sozialer und politischer Gegebenheiten nicht normativ vorgeschrieben werden können, sondern sie müssen im Rahmen von deliberativen Diskussionen auf gesellschaftlicher Ebene ausgehandelt und definiert werden. Die Urlaubsmobilität trägt wesentlich zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Davon ist ein überproportionaler Teil auf wohlhabende Personen zurückzuführen. Auch wenn Urlaubsmobilität im Gegensatz zur Alltagsmobilität nur an wenigen Tagen im Jahr stattfindet, ist sie aufgrund der oft langen Distanzen und Flugreisen ein relevanter Konsumbereich. Außerdem gibt es Erkenntnisse darüber, dass Vorstellungen, Bedürfnisse aber auch Konsumgüter von Einzelereignissen wie einer Reise die Alltagsmobilität verändern können. Die Definition von Ober- und Untergrenzen für die Urlaubsmobilität leistet daher einen wesentlichen Beitrag zur Minderung der Klimakrise.

Das vorliegende Promotionsprojekt verfolgt daher die Beantwortung der Frage, wie ein Konsum-Korridor für den Bereich der Urlaubsmobilität aussehen könnte. Dadurch trägt es zur aktuellen Forschung zu Urlaubsmobilität und Konsum-Korridoren bei, welche in Kombination bis heute kaum erforscht wurden. Zur Beantwortung der übergeordneten Frage bedient sich das Promotionsprojekt der Theorie der sozialen Praktiken und dem Konzept der Konsum-Korridore, welche im Gegensatz zu den in der Urlaubsforschung verbreiteten individualistischen Perspektiven die Mobilität als Mittel zum Zweck betrachten. Die Analyse befasst sich daher mit der Verknüpfung von Urlaubsmobilität mit anderen Aktivitäten, Bedürfnissen und Vorstellungen. Das dreijährige Promotionsprojekt umfasst zum einen eine interdisziplinäre Aufbereitung desaktuellen Wissensstandes zur Urlausmobilität und zum anderen die Ausgestaltung und Durchführung von deliberativen Fokusgruppen über mögliche Ober- und Untergrenzen der Urlaubsmobilität. Als Ergebnis soll eine detaillierte Erfassung und Darstellung der Urlaubsmobilität sowie der damit verbundenen Praktiken, Konsumlevels, Bedürfnisse und Bedürfnisbefriedigungsarten aufbereitet werden und deren Kontrast zur Alltagsmobilität aufgezeigt werden. Weiter soll ein durch Experten und Individuen gestützter Konsum-Korridor für Urlaubsmobilität skizziert werden. Zusätzlich zu diesen Ergebnissen aus der Empirie soll das Projekt Erkenntnisse dazu liefern, inwiefern sich die Methode der deliberativen Fokusgruppen als transformatives Tool eignet.

AZ: 20024/044

Zeitraum

01.02.2025 - 31.01.2028

Institut

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Department für Geographie Lehr- und Forschungseinheit Mensch-Umwelt-Beziehungen

Betreuer

Prof. Dr. Henrike Rau