Der Umwelteintrag von Substanzen, die mit dem Nervensystem exponierter Organismen interagieren, nimmt ständig zu. Neurotoxizität wurde als häufigste toxische Wirkungsweise in europäischen Oberflächengewässern identifiziert, und es wird geschätzt, dass bis zu 30% aller kommerziell genutzten Substanzen neuroaktiv sein können. Um die Auswirkungen dieser Chemikalien auf potenziell gefährdete Organismen (z.B. Fische) abschätzen zu können, ist ein grundlegendes Verständnis der mechanistischen Prozesse erforderlich, die zu veränderten Verhaltensmustern führen. Ein bislang wenig untersuchter Verhaltensaspekt ist das Angstverhalten, trotz der offensichtlichen Implikationen für die Fitness betroffener Organismen und Populationen, z.B. durch veränderte Nahrungsaufnahme, Paarung und Vermeidung von Predatoren. Ziel des Projektes AnxioTox ist die Erforschung dieser Wissenslücke durch (I) die Untersuchung von Angstverhalten bei Fischen, (II) die Verbesserung unseres Verständnisses über Mechanismen, die zu angstähnlichem Verhalten führen, und (III) die Etablierung einer robusten Beweiskette über verschiedene biologische Organisationsebenen hinweg. Dazu werden zunächst die Effekte bekannter angstmodulierender Substanzen (Referenzsubstanz) auf verschiedene Aspekte des Verhaltens am Zebrafisch (als etabliertem Modellorganismus für aquatische Wirbeltiere) untersucht und die zugrunde liegenden Mechanismen erforscht So wird die Angstreaktion in den verschiedenen Systemen definiert. Anschließend werden umweltrelevante Substanzen (Testsubstanzen) mit vermuteten angstmodulierenden Eigenschaften in den gleichen Systemen untersucht und die Reaktion mit der Referenzsubstanz verglichen. Auf diese Weise sollen Überschneidungen im Wirkmechanismus verschiedener Substanzen als Schlüsselereignisse in der Beweiskette identifiziert werden. Darauf aufbauend werden Endpunkte und Biomarker im Wirkmechanismus ermittelt, die eine zuverlässige Vorhersage von Angstverhalten ermöglichen und in Form einer 3R-konformen Toolbox zusammengestellt.