Gegenwärtige Umweltkrisen wie der Klimawandel und Biodiversitätsverlust sind maßgeblich auf die vorherrschenden Produktions- und Konsummuster des linearen Wirtschaftssystems zurückzuführen. Der Einwegbecher „To-Go“ als Symbol der Wegwerfgesellschaft veranschaulicht die Problematik, wie kurzlebige Produkte wertvolle Ressourcen verschwenden und als nicht recycelbarer Abfall in der Umwelt enden. Die Kreislaufwirtschaft gilt als vielversprechende Lösung, um das ökonomische Wachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln und damit das Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen. Zirkuläre Geschäftsmodelle gelten dabei als wesentliche Bausteine für die Implementierung kreislauforientierter Prinzipien. Obwohl die fehlende Nachfrage nach zirkulären Angeboten häufig als Hindernis für die Etablierung zirkulärer Geschäftsmodelle hervorgehoben wird, besteht eine wesentliche Lücke im Verständnis effektiver Maßnahmen zur Förderung zirkulärer Angebote. In der Praxis stehen Mehrwegsysteme als zirkuläre Geschäftsmodelle für Mitnahmespeisen und -getränke vor dieser Herausforderung, denn trotz eines hohen Ressourceneinsatzes bleiben viele Interventionen zur Steigerung der Mehrwegnutzung wirkungslos. Das vorliegende Forschungsvorhaben adressiert diese Lücke und untersucht Interventionen von informationellen, kontextuellen, prozeduralen und ökonomischen Instrumentkategorien anhand der übergeordneten Forschungsfrage: „Welchen Einfluss haben verschiedene Interventionen auf Mikro-, Meso-, und Makroebene auf die i) Verbreitung und ii) Nutzung von Mehrwegsystemen?“
In vier quasi-experimentellen Studien werden Felddatensätze mit ökonometrischen Methoden analysiert. Zur Untersuchung der Verbreitung von Mehrwegsystemen werden Zeitreihendaten von rund 25.981 teilnehmenden Gastronomiebetrieben an den drei größten Mehrwegsystemen Vytal, Recup und Relevo verwendet. Zur Untersuchung der Nutzung werden 8,2 Mio. Datenpunkte zu Ausleihvorgängen von Mehrwegbehältern von über 550.000 Mehrweg-NutzerInnen untersucht. Auf Basis der Forschungsergebnisse sollen praxisorientierte Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die Akteuren auf verschiedenen Ebenen, von lokalen Gastronomiebetrieben bis hin zu nationalen Entscheidungsträgern, ermöglichen, wirksame Maßnahmen zur Förderung von Mehrwegsystemen zu entwickeln. Damit soll eine Basis für die effektive Förderung von Mehrwegalternativen geschaffen werden, um Umweltauswirkungen von Einwegprodukten zu reduzieren und Konsummuster zu etablieren, die mit den planetaren Grenzen im Einklang sind.