Die Verjüngung von Wäldern spielt eine entscheidende Rolle in ihrer Entwicklung und hat somit langfristige Auswirkungen auf wichtige Funktionen des Waldes, einschließlich der Produktion von Holz. Vielerorts werden die Triebe nachwachsender Bäume durch einen zu hohen Bestand von Rehen und Hirschen stark verbissen oder anderweitig geschädigt. Dies hindert bevorzugt verbisse Baumarten wie Eichen am Wachstum und schränkt deren möglichen Beitrag zur Waldentwicklung ein. Insbesondere in Reinbeständen mit Nadelbäumen, wie den in Nordosten Deutschlands weit verbreiteten Kiefernwäldern, wird dadurch vielerorts eine Entwicklung von Misch- oder Laubwäldern verhindert. Letztere gelten als stabiler im Klimawandel und können die Ökosystemleistungen Grundwasserneubildung und Kohlenstoffspeicherung im größeren Umfang als Kiefernreinbestände erbringen.
Zäune zum Schutz der Verjüngung oder Einzelschutzmaßnahmen können zwar lokal bei dem Problem helfen können den Wildverbiss aber aufgrund hoher Kosten nicht großflächig reduzieren. Die Jagd durch den Menschen kann hingegen bei entsprechender Zielsetzung auch auf größeren Flächen zur gewünschten Waldentwicklung beitragen. Bisher haben viele Jagende aber keine Motivation, ihre Jagd entsprechend der Zielsetzung anzupassen, auch weil eine auf die Waldverjüngung ausgerichtete Jagd mit hohem zeitlichem Aufwand verbunden ist und bei einem geringeren Wildbestand langfristig weniger Wild gesichtet und erlegt werden kann.
Im ersten Teil der Promotion soll untersucht werden, welche Maßnahmen wirksam sind, um die Motivation der Jagenden für eine auf die Waldverjüngung ausgerichtete Jagd zu erhöhen. Mithilfe einer Umfrage und der Methode eines Choice Experiments sollen ökonomische Präferenzen der Jagenden ermittelt werden. Anhand der Ergebnisse soll abgeschätzt werden, inwiefern rechtliche Änderungen wirksam sind und wie hoch finanzielle Anreize für die Jagenden sein müssten, um eine auf die Waldverjüngung ausgerichtete Jagd zu fördern.
Im zweiten Teil der Promotion soll die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen im Hinblick auf den Nutzen aus der langfristigen Waldentwicklung am Fallbeispiel von nordostdeutschen Kiefernwäldern bewertet werden. Dazu sollen bestehende Verjüngungsaufnahmen von Wäldern mit unterschiedlichen jagdlichen Zielsetzungen genutzt werden. Die Waldentwicklung soll in Abhängigkeit von der Waldbewirtschaftung für verschiedene Waldbestände mithilfe eines Waldwachstumssimulators simuliert werden. Anhand der Simulation sollen langfristige finanzielle Auswirkungen unterschiedlicher Jagdpraktiken für Forstbetriebe sowie die Auswirkungen im Hinblick auf die Grundwasserneubildung und Kohlenstoffspeicherung abgeschätzt und bewertet werden.