Pflanzenpathogene Pilze verursachen jährlich signifikante Ernteverluste und bedrohen die weltweite Nahrungsmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung. Verschärft wird diese Entwicklung durch den Klimawandel, der die regionale Verbreitung einzelner Spezies und die Entwicklung neuer pathogener Isolate befördert. Die am weitesten verbreitete Form der Kontrolle pathogener Pilzen ist nach wie vor der Einsatz von chemischen Fungiziden. Diese belasten jedoch teilweise massiv die Ökosysteme und schaden Mensch, Tier und Pflanze. Die Entwicklung nachhaltigerer Methoden der Pilzkontrolle ist daher essentiell für die Gestaltung einer neuen Landwirtschaft. Eine aktuelle Grundlagen-Studie unserer Arbeitsgruppe hat das völlig überraschende Ergebnis geliefert, dass der phytopathogene Grauschimmel Botrytis cinerea allein durch die Anwesenheit eines anderen harmlosen Pilzes in seiner Entwicklung umprogrammiert wird und die Pflanze nicht mehr infiziert. Diese Beobachtung wirft die Frage auf, inwieweit Pilze, die in Gemeinschaften, also Mykobiomen, wachsen, sich gegenseitig in ihrer Entwicklung beeinflussen und eventuell kontrollieren. Trotz des Vorhandenseins von Mykobiomen auf jeder Pflanzenoberfläche ist diese Frage bisher völlig ungeklärt, ebenso wie die Frage nach der generellen Bedeutung von Blatt-Mykobiomen für das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen.
In diesem Projekt habe ich bislang das Oberflächenmykobiom von Erdbeerpflanzen an vier Standorten aufgenommen und über 500 Pilz-Stämme Katalogisiert und auf Genus Level bestimmt. Folgend habe ich vier Genera auf ihre Interspezies-Interaktion mit Botrytis cinerea untersucht. Bislang konnte keine Interspezies-Interaktion verzeichnet werden.
Des Weiteren habe ich ein Protokoll zur Etablierung oberflächen-steriler Erdbeerpflanzen mitentwickelt, um auf diesen synthetische Mykobiome zu rekonstruieren. An einem effektiven Infektions-Protokoll wird zur Zeit gearbeitet.