„We are unstoppable, another world is possible“, der aus der Occupy-Wall-Street-Bewegung stammende Spruch ist gegenwärtig häufig auf Fridays-for-Future-Demonstrationen zu hören. Er steht symbolisch für die Schlüsselfunktion, die Visionen für gesellschaftlichen Wandel haben. Um breite Mehrheiten für strukturelle Veränderungen wie die große Transformation zur Nachhaltigkeit zu mobilisieren, braucht es eine Vorstellung davon, wo es hingehen soll. Bislang fehlt uns allerdings ein sozialpsychologisches Verständnis der Wirksamkeit und Wirkungsweise von Visionen als Treiber sozial-ökologischer Transformation. Mit diesem Vorhaben werde ich deshalb beantworten, (1) inwieweit Nachhaltigkeitsvisionen zur Förderung transformationsrelevanten Handelns beitragen, (2) welche Merkmale eine Vision motivierend machen und (3) über welche sozialen Identitätsprozesse sie zu kollektivem Handeln führen. Auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes zur Vorstellbarkeit gesellschaftlicher Veränderungen (kognitive Alternativen) und utopischem Denken gelange ich zu den folgenden Untersuchungshypothesen: (1) Das Erzeugen bzw. Stärken von Visionen trägt zur Förderung kollektiven Handelns bei und führt zu einer langfristigen Verhaltensänderung (Förderung). (2) Um kollektives Handeln zu motivieren, müssen Visionen sowohl von der erwarteten gesellschaftlichen Entwicklung abweichen als auch plausible Veränderung darstellen (Merkmale). (3) Visionen führen über die Bewusstwerdung wandelorientierer Normen und kollektiver Handlungsfähigkeit zu kollektivem Handeln (soziale Identitätsprozesse). Zur Überprüfung der Hypothesen dienen vier Experimente, zwei Feldstudien mit Messwiederholungsdesign, eine großangelegte Längsschnittstudie und eine Neuauswertung bereits vorliegender Evaluationsdaten. Über den grundlegenden Beitrag zum psychologischen Verständnis sozial-ökologischen Wandels hinaus schafft dieses Forschungsvorhaben eine theoretische und empirische Basis, um die Arbeit mit Nachhaltigkeitsvisionen wirkungsvoller zu machen.