Promotionsstipendium: Pia Wimmer

Geschichten von Veränderung: Das Potenzial narrativer Ethik für eine sozialökologische Transformation der Gesellschaft

Kompetenzen für die Welt von Morgen: Ansätze für einen Ethik-orientierten Zugang zu Bildung für Umwelt und Nachhaltigkeit.

Wie lassen sich Konsum und Wertschöpfung unter Beachtung planetarer Grenzen neu denken und welchen Beitrag kann die Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung hierzu leisten?

Die Lebensgrundlagen menschlicher Existenz – genauer gesagt: die menschliches Leben und menschliche Wertschöpfung in ihren bisher etablierten Formen ermöglichenden Erdsysteme (Klima, Biodiversität, Böden, Wasser, etc.) – sind an den Rand ihrer Funktionsfähigkeit gelangt. Verschiedene Modelle sagen voraus, dass das Erreichen von Kipppunkten bzw. der folgende Kollaps eines oder mehrerer Systeme für die Menschheit existenzbedrohende Folgen haben kann oder zumindest die Lebensbedingungen, wie sie derzeit vorherrschen, sich grundlegend verändern werden.

Es liegt daher nahe, dass eine Transformation der menschenspezifischen Wertschöpfungs- und Versorgungssysteme, sowie damit einhergehend der ihnen zugrunde liegenden wirtschaftlichen und sozialen Modelle und Strukturen, hin zu einer Achtung dieser sog. planetaren Grenzen (vgl. Vgl. Rockström et al. 2009, 2015, 2023) unumgänglich ist, um die genannten Erdsysteme am kollabieren zu hindern. 

Das bedeutet nicht weniger, als die Notwendigkeit eines kompromisslosen Schutzes der irdischen ökologischen Systeme und sämtlicher mit ihnen verbundener Komponenten und Strukturen, was wiederum nur durch eine grundlegende Transformation der bereits genannten menschlichen Wertschöpfungs- und Versorgungssysteme möglich sein dürfte. 

Die Frage, die dieser Arbeit zugrunde liegt lautet daher: 

Wie können Menschen dazu befähigt werden:

  • Umweltimplikationen ihres Verhaltens zu erkennen,
  • alternative Wertschöpfungs- und Versorgungsmodelle zu erkennen, gestalten und mit anderen Beteiligten in partizipativen demokratischen Prozessen auszuhandeln und
  • diese Modelle in ihre Gesellschafts- und Alltagspraktiken zu implementieren.

Es kann davon ausgegangen werden, dass mit dieser Befähigung zahlreiche Fertigkeiten, Kompetenzen und Wissensbestände tangiert sind, etwa die Fähigkeit, Dinge (z. B. Bedürfnisse oder Problemstellungen) differenziert zu verbalisieren, sodass Kommunikation überhaupt erst möglich wird. Oder die Fähigkeit zuzuhören und sich in das Gegenüber hineinzuversetzen. Gleichzeitig Phantasie, Kreativität, Mut aber auch Wertvorstellungen usw. 

Im Kontext der oben dargestellten Problemlage sind Gemeinschaften und Individuen heute mit der Fragestellung konfrontiert (und dies sowohl willentlich als auch unwillentlich), wer wie viele der zur Verfügung stehenden Ressourcen in Anspruch nehmen darf. Es geht damit aber auch direkt um die Fragen, in was für einer Welt wir leben und was für eine Art von Menschen wir sein wollen. 

Die Hypothese dieser Arbeit lautet, dass durch eine kritisch-emanzipatorische ethische Bildung und Werteerziehung (Vgl.: https://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/project-result-content/a46f668d-ba65-4e28-97dd-18e0581d6496/ManualTeachers_DE.pdf), die unter a), b) und c) genannten Fertigkeiten und Kompetenzen, wie sie für eine ökologische Transformation der Gesellschaft notwendig sind, gefördert werden können. (Anmerkung: Sowohl der Terminus Werte als auch der Terminus Erziehung und umsomehr der Begriff Werteerziehung stehen im Bildungsdiskurs u. a. auch in der Kritik. Was darunter zu verstehen ist und wie er unter kritisch-emanzipatoren Aspekten evtl. neu gefasst werden kann, wird in der Arbeit näher ausgeführt.)

Um dieser Frage nachzugehen und dabei besonders fruchtbare Ansätze zu identifizieren und zu erproben, wurde mit Hilfe eines explorativen Forschungsdesign nach dem Mixed Methods Ansatz eine Fallstudie in Form eines Reallabores zum Thema Fast Fashion mit einer 8. Klasse einer bayerischen Mittelschule durchgeführt. 

Gegenstand dieses Dissertationsprojektes sind neben der theoretischen Grundlegung und Darstellung des Forschungsstandes die Durchführung der Bildungsintervention sowie die Erhebung und Auswertung nach den Methoden und Grundsätzen der empirischen Sozialforschung.Ziel des Forschungsvorhabens ist es, für die Umweltbildung geeignete Zugänge ethischer Bildung zu identifizieren und zu explorieren, in wieweit sie geeignet sind, die unter a), b) und c) dargestellten Kompetenzen zu fördern. 

Die Erkenntnisse sollen unmittelbar in die Gestaltung zukünftiger Umweltbildungsinterventionen einfließen und in Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum Augsburg verstetigt werden. 

AZ: 20022/026

Zeitraum

01.07.2022 - 30.06.2025

Institut

Universität Augsburg Katholisch-Theologische Fakultät Lehrstuhlinhaberin Moraltheologie

Betreuer

Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl