Promotionsstipendium: Fabian Pröbstl

Von globalen Zielen in den Gemeinderat und zurück – Die Rolle sub-nationaler Regierungsebenen für die vertikale Politikintegration von Biodiversität in Deutschland

Das Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit der Politikintegration von Biodiversität anhand der deutschen Mehrebenen-Politik. Übergeordnetes Ziel ist es die Rolle sub-nationaler Ebenen (insbesondere der Länder) in diesem Kontext zu untersuchen und dabei Hürden und Hebel für einen umfassenderen Biodiversitätsschutz zu identifizieren.

Die Arbeit fokussiert dabei im ersten Forschungsabschnitt auf der Ebene der Landespolitik und bedient sich dem Kontext sogenannter „sub-nationaler Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne“ (SBSAPs). Als theoretischer Hintergrund dienen die Vorarbeiten von Candel (2019) und Candel und Biesbroeck (2016), welche einen Analyserahmen für die Hebel und Hürden in diesem Kontext zur Verfügung stellen. Als erklärende Variablen dienen sogenannte integrative Kapazitäten und integrativer Führungswille. Aufbauend auf 16 Interviews mit allen Landesumweltministerien, werden zentrale Hemmnisse und Hebel für Biodiversity Policy Integration (BPI) identifiziert und diese in Beziehung zu den zugrunde liegenden Ursachen gesetzt. Die staatlichen Biodiversitätspolitiken scheinen dabei in institutionellen Lock-ins gefangen zu sein, die sich in schwachen Koordinationsstrukturen, fehlenden Ressourcen und geringer integrativer Führung manifestieren. Es gibt zwar Evaluierungsmechanismen, die jedoch keine Rechenschaftspflicht hervorrufen. Infolgedessen scheint ein politischer Wandel unweigerlich mit dem individuellen Engagement der politischen Entscheidungsträger:innen oder der externen Einflussnahme durch öffentliche oder europäische Initiativen verbunden zu sein.

Der zweite Forschungsabschnitt orientiert sich demgegenüber an der gemeinsamen Implementierung der FFH- und WRRL im Flussrenaturierungskontext auf sub-nationaler Behördenebene. Ziel ist es die Diskurse der BPI und der Verwaltungsliteratur zusammenzubringen und ersteren durch Erklärungsansätze des zweiteren zu bereichern. Anhand des praktischen Fallbeispiels der beiden europäischen Richtlinien, werden Interviews und Fokusgruppen, sowie qualitative und quantitative Erhebungen mit unterschiedlichen Akteursgruppen durchgeführt, um abermals Einblicke in den prozessualen und individuellen Zielkonflikten zu bekommen. Dabei stechen vor allem der Koordinierungsprozess und die Nutzung des behördlichen Ermessenspielraums, sowie Hemmnisse auf individueller Akteursebene als zentrale Hürden hervor. Es zeigt sich aber kein klassisches Schwarz-Weiß Bild zwischen den Behörden, wodurch sich abermals Implikationen für den BPI Diskurs und eine klare sektorale Trennbarkeit nur bedingt zutrifft. Gleichzeitig zeigt sich in diesem Fallbeispiel klar, dass aktuelle Naturschutzansätze und Verwaltungsstrukturen häufig noch nicht bereit sind einen modernen Naturschutz dynamisch umzusetzen bzw. gemeinsam mit Klimaschutzaspekten implementiert zu werden.

Für die dritte Forschungsphase ist eine vergleichende Fallstudie der Moorpolitiken zwischen vier Bundesländern geplant. Hierfür wird einerseits der Policy Mix in diesem Bereich der einzelnen Länder erhoben, sowie mögliche Unterschiede von diesen anhand des Ansatzes eigendynamischer politischer Prozesse (AEP) erklärt. Die Datengrundlage basiert dabei sowohl auf einer online und Dokumentenanalyse, als auch offiziellen Anfragen an Ämter und Interviews. Ziel ist es sowohl moorreiche Bundesländer, als auch moorarme Bundesländer in ihrem Engagement für die Wiedervernässung von Flächen einzuschätzen und mögliche Ursachen für Unterschiede darzulegen.

AZ: 20021/745

Zeitraum

01.04.2022 - 31.03.2025

Institut

Otto von Guericke Universität Magdeburg Fakultät für Humanwissenschaften (FHW) Bereich Politikwissenschaften (PW)

Betreuer

Prof. Dr. Michael Böcher