Wir leben in Zeiten überlappender Krisen. Öffentliche Aufmerksamkeit und Ressourcen sind zunehmend knappe Güter. Es ist daher wichtiger denn je zu verstehen, welche Faktoren ausschlaggebend für Zustimmung zu Klimapolitik sind. Zugleich ist eine Lücke zwischen der Zustimmung zu Klimapolitik und der Zustimmung zu konkreten Einzelmaßnahmen beobachtbar. Diese Lücke legt nahe, dass Individuen dem erwarteten Nutzen aus Klimapolitik im individuellen Kalkül auch die privat anfallenden Kosten einzelner Maßnahmen gegenüberstellen, welche die Zahlungsbereitschaft vieler zu übersteigen scheinen. In der Klimaliteratur wenig erforscht ist der Einfluss der Diskontrate, welche typischerweise in Kosten-Nutzen-Rechnungen auftaucht, auf die Zustimmung zu Klimapolitik. In Zukunft anfallende Kosten und Nutzen werden diskontiert, um alternativen Nutzungsmöglichkeiten, Ungeduld und sich mit der Zeit veränderndem Einkommen Rechnung zu tragen. Dass implizite Diskontraten einkommensschwacher Individuen systematisch höher sind als jene wohlhabenderer ist dabei ein empirisch dokumentiertes Phänomen. Die Wirkmechanismen sind Liquiditätsbeschränkungen sowie Stress, dem einkommensschwache Menschen systematisch stärker ausgesetzt sind. Im ersten Teil meiner Dissertation frage ich, wie die systematische Variation von Diskontraten entlang der Einkommensskala Unterstützung für Klimapolitik beeinflussen. Die Ergebnisse aus einem einfachen analytischen Modellrahmen sind dabei die Folgenden: Eine höhere Diskontrate führt zu einer niedrigeren Bewertung in Zukunft anfallender Vorteile von Klimapolitik. Deshalb führt diese zu einem niedrigeren bevorzugten Ambitionslevel von Klimapolitik unter den Einkommensschwächeren. Transfers von den Einkommensstärkeren zu den unteren Einkommensklassen senken die Diskontrate und erhöhen so die Unterstützung letzterer. Das minimale Ambitionslevel, welches von allen Teilen der Bevölkerung unterstützt wird, kann durch eine Umverteilung zwischen arm und reich erhöht werden. Das resultierende Ambitionsniveau bleibt dabei hinter jenem zurück, welches sich in einer Gesellschaft ohne die liquiditätsbeschränkten Einkommensschwachen ergeben würde. Das Ambitionsniveau kann dann (und nur dann) weiter erhöht werden, wenn es gelingt, die Kosten der Klimapolitik (zum Teil) auf die zukünftigen Einkommens-schwachen zu übertragen. Dies geschieht in diesem Modellrahmen bspw. durch die Aufnahme von Staatsschulden. Sind also heterogene Diskontraten ein treibender Faktor für die Unterstützung für Klimapolitik, dann kann diese durch Umverteilung oder eine progressive Kostenverteilung maximiert werden. Gleichzeitig zeigt das Modell, wie es gesellschaftliche Mehrheiten für noch ambitioniertere Klimapolitik geben kann bspw. durch die Aufnahme von Staatsschulden – zulasten der zukünftigen Einkommensschwachen.