Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eine komplexe Aufgabe: Die Suche nach geeigneten Standorten für Windenergie und (Freiflächen-)Photovoltaik (PV) ist eine unabdingbare Voraussetzung. Mit fortschreitendem Ausbau ergeben sich jedoch Herausforderungen durch begrenzte Flächen und konkurrierende räumliche Nutzungsansprüche. Um eine nachhaltige und gerechte Flächennutzung zu gewährleisten, spielt die Raumplanung eine zentrale Rolle. Der Umgang mit unterschiedlichen Interessen und Zielen erfordert jedoch oft schwierige Planungsentscheidungen, z.B. zwischen Naturschutz, Siedlungsschutz und landwirtschaftlicher Nutzung. Trade-offs entstehen, wenn mehrere Ziele verfolgt werden und eines oder mehrere zugunsten eines anderen zurückgestellt werden müssen. Es bedarf einer verantwortungsvollen Energiewende, die ökologisches, ökonomisches und soziales Wohlergehen sichert und sich an den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) orientiert.
In dieser Dissertation wird die Forschungslücke hinsichtlich der Chancen und Herausforderungen von Entscheidungsunterstützungsinstrumenten, insbesondere der multi-kriteriellen Entscheidungsanalyse (MC(D)A), untersucht, um Zielkonflikte innerhalb eines vorgegebenen Ausbaupfades im Rahmen der „Positivplanung“ zu bewältigen. Positivplanungen berücksichtigen abgestufte Energieziele auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Ziel ist es, regionale und lokale Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Planungsunsicherheiten bei der Abwägung von Trade-offs und der Flächenausweisung für Windenergie und Freiflächen-PV zu vermeiden.
Anhand eines kumulativen Forschungsansatzes mit vier wissenschaftlichen Publikationen wurde eine interpretative Forschungsphilosophie in einem qualitativen Forschungsdesign verfolgt. Der Fokus lag auf deutschen und schwedischen Fallstudien, die durch ihre Pionierrolle als beispielhaft im Handlungsfeld der Energiewende gelten. Die praktische Bewertung von Mehrzieloptimierungen und die planerischen Auswirkungen exemplarischer MCDA-Praktiken standen im Vordergrund der Dissertation, wie PROMETHEE (Preference Ranking Organization METHod for Enrichment Evaluation) zusammen mit GAIA-plane (Geometrical Analysis for Interactive Aid), Scenario-MCA und PAPRIKA (Potentially All Pairwise Rankings of all possible Alternatives). Um die Kompromissbereitschaft der Stakeholder bei Standortentscheidungen rückzukoppeln, wurde eine zweistufige qualitative Stakeholder-Befragung durchgeführt.