Umweltkrisen wie die Klimakrise sind häufig durch Generationskonflikte gekennzeichnet. Nicht oder wenig betroffene Generationen müssen ihr Verhalten so verändern, dass die negativen Folgen für betroffene kommende Generationen abgemildert oder verhindert werden können (z. B. durch Reduktion von Flugreisen zur Einsparung von CO2-Emissionen). Verhaltensänderungen können neben z. B. fiskalen oder regulatorischen Maßnahmen auch über psychologische Maßnahmen erreicht werden (Michie, van Stralen, & West, 2011). Das Ziel meines Promotionsvorhabens ist es, psychologische Einflussfaktoren auf Generationssolidarität, vor allem in Umweltkrisen, zu untersuchen und potentielle Ansatzpunkte für ihre Förderung zu identifizieren. Das hierfür entwickelte Modell SIMGeS (Social Identity Model of Generational Solidarity) basiert auf dem erweiterten Social Identity Model of Collective Action (SIMCA) von Van Zomeren, Postmes, Spears und Bettache (2011). Das SIMCA erklärt kollektives Handeln gegen soziale Ungerechtigkeiten mithilfe von Identifikation mit Betroffenen, Moralüberzeugungen, gruppenbasierter Emotionen und kollektiver Wirksamkeit. Es wird durch zwei Konstrukte, die sich in der Vorhersage solidarischen Verhaltens gegenüber Mitgliedern anderer Gruppen / Generationen bewährt haben, ergänzt werden: Intergruppenkontakt und Legacy Motivation. Als Ausgangspunkt der SIMGeS-Modellentwicklung dient eine Panel-Befragung zur Generationensolidarität in Zeiten der Coronakrise. Das hier entwickelte Modell soll anschließend auf die Klimakrise angewandt und weiterentwickelt werden und in drei Online-Studien in Ländern, die in unterschiedlicher Weise von der Klimakrise betroffen sind (Deutschland, Hawaii, Brasilien), überprüft und interkulturell getestet werden. Im Anschluss wird der Einfluss von Intergenerationskontakt auf die Identifikation mit und solidarisches Verhalten gegenüber betroffenen Generationen der Klimakrise in einer Interventionsstudie experimentell getestet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend im Rahmen der Entwicklung umweltpsychologischer Empfehlungen für Politikkommunikation und Kampagnenplanung sowie für die Konzeption intergenerationeller Treffen praktisch umgesetzt.