Promotionsstipendium: Kathrin Müller

Methodenentwicklung zur Quantifizierung von Reifenpartikeln in Umweltproben durch direkte Bestimmung von Pyrolyseprodukten und indirekte Bestimmung von organischen und anorganischen Markern

In den letzten Jahren hat der Reifenabrieb als partikelförmiger Umweltkontaminant zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Mehrer Studien über Quellen und Mengen der Mikroplastikfreisetzung kamen zu dem Schluss, dass der Reifenabrieb die größte Einzelemissionsquelle repräsentiert und bis zu 42,5-69,5 % der gesamten Mikroplastikemission ausmacht. Allein in Deutschland wird die Emission der Reifenpartikel auf ca. 130.000 t/a bzw. 1,6 kg/(cap a) geschätzt. Diese verbleiben zunächst auf und neben der Straße, werden jedoch durch Winde verweht und durch Regen von der Straße gespült und können so in die verschiedensten aquatischen und terrestrischen Umweltkompartimente gelangen. Der endgültige Verbleib der Reifenabriebspartikel nach der Emission ist jedoch Gegenstand laufender Forschungsarbeiten und die Daten über die Verteilung und die Konzentrationen in der Umwelt sind rar. Ursächlich dafür ist, unter anderem, ein Mangel an geeigneten analytischen Methoden, da der Reifenabrieb als Elastomer nicht von Beginn an in die Mikroplastik-Diskussion integriert war und sich die entwickelten Mikroplastik Analysemethoden nicht auf den Reifenabrieb übertragen lassen oder nicht spezifisch genug und arbeitsintensiv sind.

Obwohl die genaue Verteilung und Auswirkungen der Reifenpartikel in der Umwelt weiterhin unbekannt sind, gehen Modellstudien davon aus, dass anteilig bis zu 25 % der Reifenpartikel Gewässer erreichen können. Dies stellt eine weitere Problematik dar, da Reifen chemisch komplex sind, denn sie enthalten eine große Vielfalt an organischen Chemikalien wie Vulkanisationsmittel, Beschleuniger, Aktivatoren, Weichmacher, Antioxidantien und Antiozonantien. Daher stellen Reifenabriebspartikel nicht nur selbst ein Umweltkontaminant dar, sondern sind auch eine potenzielle Quelle für eine Vielzahl organischer Chemikalien als Umweltschadstoffe. Studien zu den sogenannten Reifenleachables sind bisher jedoch wenig systematisch durchgeführt worden oder fokussieren sich nur auf ausgewählte, bekannte Substanzen, sodass über die mögliche Vielfalt an Reifenleachables und deren potenzielles Umweltvorkommen, sowie deren Verteilung wenig bekannt ist.

In diesem Promotionsvorhaben soll die Wissenslücke über die Reifenlechables verringert werden. Dazu wird zunächst untersucht, welche Substanzen sich aus Reifen prinzipiell herauslösen können, indem Leachingversuche mit einer Auswahl von neuen, sowie gebrauchten Reifen durchgeführt werden. Die systematische Auswertung dieser Leachates soll die Identifizierung potenzieller reifenbürtiger Umweltkontaminante ermöglichen. Zur Bestätigung der Relevanz dieser identifizierten Reifenleachables soll ein Umweltscreening erfolgen, welches sowohl Oberflächengewässer als auch Kläranlagen mit einschließt. Abschließend soll eine Abbaustudie durchgeführt werden, um Aufschlüsse über die Verteilung und das Verhalten der Reifenleachables in der Umwelt zu erhalten.

AZ: 20020/653

Zeitraum

01.07.2020 - 30.06.2023

Institut

Universität Leipzig
Institut für Analytische Chemie
AK Prof. Reemtsma

Betreuer

Prof. Dr. Thorsten Reemtsma