Das zunehmende Auftreten von Wetterkatastrophen infolge des Klimawandels erfordert sowohl private als auch staatliche Maßnahmen. Diese Dissertation zielt darauf ab, zum Verständnis der Wirksamkeit von Anpassungs- und Hilfsmaßnahmen verschiedener Akteure in Reaktion auf extreme Wetterereignisse in einem ländlichen Kontext mit niedrigen Einkommen beizutragen. Zu diesem Zweck werden mikroökonometrische Methoden herangezogen, mit deren Hilfe entsprechende Maßnahmen im Kontext der Mongolei empirisch untersucht werden. Die Mongolei steht dabei beispielhaft für ein Land mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, das zunehmend von extremen Wetterereignissen betroffen ist, welche die Lebensgrundlage landwirtschaftlicher Haushalte gefährden.
In dem ersten wissenschaftlichen Beitrag dieser Dissertation untersuche ich, wie Risikoexposition die Nachfrage nach indexbasierten Versicherungen beeinflusst. Indexbasierte Versicherungen stellen eine private Versicherungslösung dar, die pastoralen Haushalten zur Absicherung gegen zukünftige Wetterrisiken zur Verfügung steht. Im Rahmen der Studie werden Längschnittdaten auf der Distrikteben über einen Zeitraum von zehn Jahren mit einem Two-Way-Fixed-Effects Modell analysiert, um die Beziehung zwischen den während des Versicherungsverkaufszeitraums lokal auftretenden Wetterbedingungen und der Nachfrage nach indexbasierter Versicherung zu untersuchen. Die Studie zeigt, dass die Nachfrage nach Indexversicherungen steigt, wenn Distrikte während der Monate, in denen die Versicherungspolicen verkauft werden, ungünstigeren Winterbedingungen ausgesetzt sind. Dieser Effekt wird nicht durch Versicherungszahlungen an Herdenhaushalte oder durch Haushalte verursacht, die Zahlungen in ihrem Distrikt beobachten. Auf Basis der Ergebnisse wird in der Studie argumentiert, dass die beobachteten Effekte am besten durch die sogenannte Verfügbarkeitsheuristik (availabilty bias) erklärt werden können: Wetterbedingungen, die während des Versicherungsverkaufszeitraums erlebt werden, beeinflussen die Versicherungsnachfrage, da sie Wahrnehmungen bezüglich zukünftiger Wetterrisiken verändern, wobei Haushalte, die ungünstigen Wetterbedingungen ausgesetzt sind, schlechtere Bedingungen im folgenden Winter erwarten.
Der zweite Dissertationsbeitrag untersucht die Faktoren, die die Verteilung staatlicher und internationaler humanitärer Hilfe in der Mongolei während einer Winterkatastrophe beeinflussen, die kurz vor politischen Wahlen auf nationaler, Provinz- und Distriktebene auftrat. Basierend auf landesweiten Distriktdaten, welche detaillierte Informationen zu verschiedenen Arten von Hilfeleistungen von mehreren Gebern, offiziellen Risikoprojektionen und der Verteilung von Sitzen in Provinz- und Distriktparlamenten umfassen, untersucht diese Studie, ob bedarfsorientierte Kriterien oder politökonomische Faktoren die geographische Verteilung der Hilfe beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass der humanitäre Bedarf ein signifikanter Erklärungsfaktor für die Zuteilung von Katastrophenhilfe durch internationale Geber ist. Die Verteilung von humanitärer Hilfe durch die mongolische Regierung wird ebenfalls vom Bedarf beeinflusst, allerdings in geringerem Maße als die Hilfe internationaler Geber. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Zuweisung von Hilfeleistungen durch internationale Geber oder die Regierung durch politische Koordinierung (political alignment) zwischen den dominierenden Parteien auf nationaler, Provinz- und Distriktebene oder durch eine potentielle Bevorzugung der Kernwählerschaft der landesweit dominierenden Partei beeinflusst wird.
Der dritte Dissertationsbeitrag evaluiert ein Randomized Controlled Trial, um die Wirksamkeit von antizipativer humanitärer Hilfe im Kontext eines extremen Wetterereignisses zu analysieren. Antizipative humanitäre Hilfe ist ein neuartiges Instrument, das auf meteorologischen Vorhersagen beruht und Hilfsgelder frühzeitig, noch während oder sogar vor dem Eintreten von Wetterkatastrophen, bereitstellt. Unter Verwendung von zwei Wellen einer Paneldatenerhebung auf Haushaltsebene untersucht die Studie, ob sich der Erhalt einer auf Vorhersagen basierenden Geldüberweisung während eines extremen Winterereignisses auf das Vermögen, das Einkommen, die Investitionen, oder den Konsum pastoraler Haushalte auswirkt. Bei Betrachtung der gesamten Studienpopulation lassen sich keine Effekte der antizipativen Geldüberweisungen finden. Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass die Geldüberweisung in der Gruppe der Haushalte mit kleineren Herden zu positiven Effekten auf deren Viehvermögen, Investitionen und Konsum führt. Der dritte Dissertationsbeitrag schließt mit einer Diskussion der Herausforderungen in der Evaluierung von (antizipativer) humanitärer Hilfe.