Der menschliche Bedarf an Mobilität, Energie, Industrie-, und Landwirtschaftserzeugnissen beeinflusst die physische Umwelt in vielerlei Hinsicht, führt zu großräumigen Veränderungen durch die Beförderung des Klimawandels sowie der Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden. Anthropogene Umweltveränderungen fügen der menschlichen Gesundheit große vermeidbare Schäden zu. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen schlechten Umweltbedingungen und verfrühter Mortalität. Die World Health Organization schätzt, dass für das Jahr 2012 global betrachtet jeder vierte Sterbefall schlechten Umweltbedingungen zuzurechnen ist (WHO 2016). Die meist durchgeführten Analysen von Mortalitätsraten berücksichtigen jedoch nicht, dass nicht nur die Zahl der gelebten Jahre beeinflusst wird, sondern maßgeblich auch deren Qualität. Zudem sind Gesundheitsfolgen möglicherweise nicht direkt erkennbar, sondern erst nach Jahren. Die sozialen Kosten von weniger folgenschweren und langfristigen Gesundheitsschäden können die der Mortalität um ein Vielfaches übersteigen und sind bislang weitgehend unerforscht.
Mein empirisches Promotionsvorhaben analysiert bestehende umweltbedingte Gesundheitsrisiken und evaluiert die Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit ausgewählter Umwelt- und Gesundheitspolitikmaßnahmen in Deutschland. Zu den drängendsten menschengemachten Umweltproblemen hierzulande gehören beispielsweise die vom Verkehr verursachte Luftverschmutzung und die vom Klimawandel verursachten Hitzeperioden. Das übergeordnete Ziel ist die Unterstützung einer evidenzbasierten Politikgestaltung. Dabei konzentriert sich das Vorhaben auf Erkenntnisse zu den Gesundheitslasten und Schutzmöglichkeiten für Kinder, welche während ihrer pränatalen und postnatalen Entwicklungsphase besonders exponiert sind. Die Identifikation kausaler Exposition-Wirkungs-Zusammenhänge erfolgt über quasi-experimentelle Forschungsdesigns. Für die Analyse wird ein komplexer Mikrodatensatz mit anonymisierten Patientendaten für etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland herangezogen. Im Gegensatz zu bisherigen Studien erlaubt die Reichhaltigkeit und Detailtiefe der Daten sowie die verfügbare Historie von Individualdaten über mehr als ein Jahrzehnt, nicht nur die Analyse von Mortalitätseffekten, sondern auch die Beobachtung gesundheitlicher Einschränkungen während des Lebens und über lange Zeiträume.