Promotionsstipendium: Amelie Laux

Mithilfe der landscape of fear die Verteilung des Prädationsrisikos für Rebhühner im Landschaftskontex verstehen, um Maßnahmen im Rebhuhnschutz zu optimieren

Prädation und landscape of fear im Rebhuhnschutz

Aktivitätsdichte der Prädatoren des Rebhuhns im Landschaftskontext

Das Ziel dieser Studie ist es, für das Rebhuhn die Verteilung des Prädationsrisikos, die landscape of risk (analog zu landscape of fear) in der Landschaft zu identifizieren und daraus Empfehlungen für effektive Schutzmaßnahmen abzuleiten. Das Rebhuhn war ein ehemals häufiger Feldvogel, ist aber heutzutage durch die Änderungen in der Landwirtschaft bedroht und gilt in Deutschland als stark gefährdet. Neben dem Verlust von Bruthabitat und dem Mangel an Insektennahrung für die Küken, sind vor allem hohe Prädationsraten, besonders zur Brutzeit, für den Populationsrückgang verantwortlich. Auch viele andere Bodenbrüter, insbesondere andere Hühnervögel, Wiesenlimikolen und die Großtrappe Ortis tarda, sind von bestandsgefährdenden Prädationsraten betroffen. Im Gegensatz zu Schutzprojekten in anderen Ländern ist in Deutschland eine hoch-intensive Prädatorenbejagung oft nicht möglich oder nicht gewünscht. Ziel muss deshalb sein, Lebensräume so zu gestalten, dass sie dem Rebhuhn günstige Bedingungen bieten und dabei die Prädation auf ein nicht bestandsgefährdendes Maß zu verringern. Dazu ist es notwendig zu wissen, welche Faktoren die Aktivitätsdichte von Prädatoren beeinflussen.

Die Studie findet im Landkreis Göttingen innerhalb des Gebiets des Rebhuhnschutzprojekts Göttingen der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen e.V. statt, da für dieses Gebiet bereits regelmäßige Frühjahrszählungen und Telemetriedaten von Rebhühnern vorliegen. Kern des Projektes ist die Entwicklung eines Modells der landscape of risk, wobei die Aktivitätsdichte von Bodenprädatoren als Maß für die Höhe des Prädationsrisikos dient. Um die Aktivitätsdichte von Prädatoren in den für das Rebhuhn wichtigen Vegetationstypen – Blühstreifen, Hecken, Rapsfelder, Getreidefelder sowie Feldraine – zu ermitteln, werden Wildkameras genutzt. Insgesamt werden 120 zufällig ausgewählte Standorte untersucht, 24 in jedem der fünf Vegetationstypen. Die Datenaufnahme findet zum einen während der Brutzeit (Mai-Juni) statt, und zum anderen im Winter, um jahreszeitliche Muster vergleichen zu können. An jedem Standort werden potentiell wichtige Parameter aufgenommen wie Vegetationstyp und -höhe, Flächengröße und Abstand zum Rand, zu Waldgebieten und zu Siedlungen, sowie in einem Radius von 500m Habitatvielfalt, Länge linearer Strukturen und durchschnittliche Flächengröße.

Erste Ergebnisse des ersten Sommers zeigen, dass Füchse bei weitem am aktivsten in den untersuchten Vegetationstypen sind, sie sind etwa vier mal häufiger auf der Kamera als Dachs und Waschbär. Gleichzeitig werden von allen untersuchten Extensivstrukturen (Blühstreifen, Feldränder, Hecken), Blühstreifen am wenigsten von Prädatoren frequentiert. Da gerade diese extensiven Vegetationstypen sehr wichtig als Bruthabitat sind, bestätigen diese Ergebnisse, dass Blühstreifen eine geeignete Maßnahme zur Habitataufwertung für Rebhühner sind.

In der weiteren Auswertung soll die Aktivitätsdichte mithilfe von N-Mixture Modellen modelliert und dabei der Einfluss der verschiedenen Parameter getestet werden. Aus dem besten Modell wird die graphische Darstellung der landscape of risk entwickelt, indem die Landschaft in Bereiche niedrigen, mittleren und hohen Prädationsrisikos unterteilt wird. Zuletzt wird aus bereits vorhandenen Rebhuhn-Telemetriedaten eine Habitatnutzungsmodell des Rebhuhns erstellt und dabei die Gefährlichkeit der einzelnen Flächen als Variable mitberücksichtigt.

Mit dem in dieser Studie gewonnenen Wissen wird es möglich sein, Rebhuhnschutz im Landschaftskontext zu planen und den Prädationsdruck zu mindern, ohne rein auf Prädatorenkontrolle angewiesen zu sein. Dazu könnte beispielsweise eine ausreichende Breite von Blühstreifen, ein möglichst großer Abstand zu Siedlungen oder eine Erhöhung der Strukturvielfalt zählen. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen neben dem Rebhuhn auch vielen anderen bodenbrütenden Vogelarten zu Gute.

AZ: 20018/573

Zeitraum

01.01.2019 - 31.12.2021

Institut

Universität Göttingen Conservation Biology Workgroup Endangered Species Conservation

Betreuer

Dr. Matthias Waltert