Licht oder Schatten? – Optimierung von Naturschutzmaßnahmen für xylobionte Käfer
Totholz übernimmt für die Biodiversität in Waldökosystemen eine zentrale Schlüsselfunktion. Es ist Lebensraum zahlreicher Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die sich besonders an dieses Habitat angepasst haben. Aufgrund der historisch bedingten Waldentwicklung und dem damit verbundenen Verlust an uralten, absterbenden Bäumen, gelten viele der Arten jedoch heute als gefährdet. Erst vor etwa 25 Jahren wurde die Bedeutung von Totholz für den Natur- und Artenschutz erkannt. Dies hat bereits dazu geführt, dass heute nahezu alle staatlichen Forstbetriebe über eigene Konzepte zur Totholzanreicherung verfügen. Diese zielen vor allem auf eine mengenmäßige Anreicherung dieser Ressource sowie der Anweisung von Habitatbäumen ab. Verschiedene Studien in jüngerer Zeit haben jedoch gezeigt, dass der Totholzdurchmesser, die Baumart und insbesondere die Sonnenexposition eine entscheidende Rolle für den ökologischen Wert haben, weniger die Menge. Eine Analyse zum Gefährdungspotential xylobionter Käfer ergab zusätzlich, dass Arten, die sonnenexponierte Laubholzstämme benötigen, besonders bedroht sind. Dennoch fehlt bis jetzt ein grundökologisches Verständnis wie die Interaktion von Baumart und Sonnenexposition sich auf Gemeinschaften von Totholzkäfern auswirken. Existierende, häufig nicht experimentell durchgeführte Studien beschränken sich entweder auf wenige Baumarten oder wurden unter der gleichen Sonnenexposition durchgeführt.
Für einen Forstbetrieb stellt jedes Belassen von ungenutztem Holz auch einen finanziellen Verlust dar. Die Totholzanreicherung sollte daher auf ökologisch-ökonomisch optimierter Art und Weise erfolgen. Die Forstwirtschaft hat aus diesem Grund großes Interesse ihre bisherigen Strategien, auch im Sinne des Erhalts von Biodiversität weiterzuentwickeln: In Kooperation mit einem Forstbetrieb wurden Stämme wie auch Äste von drei Lichtbaumarten (Aspe, Eiche, Kiefer) wie auch Schattenbaumarten (Buche, Hainbuche, Tanne) in unterschiedlicher Sonnenexpositionen (Bestandsschatten, Freifläche, künstliche Abschattung) ausgelegt. Von bzw. auf diesen Totholzobjekten werden totholzbewohnende Käfer wie auch parasitoide Hymenopteren, Spinnen und Pilze erfasst. Ein anschließender Vergleich von Arten, Artgemeinschaften und funktionalen Gruppen ermöglicht dann eine Optimierung von Naturschutzkonzepten im Wald. Dafür soll auch die Interaktion von Licht- und Schattenbaumarten auf die jeweiligen Artgemeinschaften untersucht werden. Am Ende des Promotionsvorhabens sollen, auch in direkter Kooperation mit Forstpraktikern, einfache und praxistaugliche Empfehlungen für den Schutz totholzbewohnender Arten in Wirtschaftswäldern gegeben werden.