Einfluss des Landnutzungs- und Klimawandels auf gefährdete Brutvogelarten
Der weltweite Rückgang der Biodiversität hat ein bislang unbekanntes Ausmaß erreicht. Als Hauptursache für das globale Artensterben wird der anthropogene Landnutzungswandel angesehen. Zukünftig wird davon ausgegangen, dass der Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität, den von direkten Lebensraumveränderungen übertreffen wird.
Vögel zählen weltweit zu den am besten untersuchten Organismengruppen. Sie reagieren sehr sensibel auf Veränderungen ihrer Umwelt und gelten als hervorragende Bioindikatoren sowohl auf der Habitat- als auch der Landschaftsebene. Die Modellorganismen dieses Promotionsvorhabens (Großer Brachvogel [Numenius arquata], Kornweihe [Circus cyaneus], Sumpfohreule [Asio flammeus] und Steinschmätzer [Oenanthe oenanthe]) stehen stellvertretend für die Lebensraumansprüche zahlreicher Bodenbrüter der mitteleuropäischen Kulturlandschaft, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten aufgrund des globalen Wandels dramatisch abgenommen haben. Alle vier Arten waren bis zum Beginn des 20. Jh. im mitteleuropäischen Binnenland und insbesondere im Norddeutschen Tiefland weit verbreitet und häufig. Aufgrund ihrer starken Gefährdung weisen sie inzwischen eine außerordentlich hohe Naturschutzrelevanz auf. Die Ostfriesischen Inseln stellen heutzutage bedeutende Refugien für alle vier Arten in Mitteleuropa dar. Bei Kornweihe und Sumpfohreule umfassen die Vorkommen auf den Ostfriesischen Inseln in manchen Jahren sogar nahezu den gesamten deutschen Bestand. Über die Lebensraumansprüche der Modellorganismen liegen weder von den Friesischen Inseln noch vom Festland vertiefte Erkenntnisse vor.
Mit diesem Promotionsvorhaben sollen die Habitatpräferenzen von vier ehemals häufigen und weit verbreiteten, mittlerweile stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Brutvögeln der Kulturlandschaft entlang eines Landnutzungs-, Klima-, Eutrophierungs- und Prädationsgradienten untersucht werden. Aufgrund der großen Wissensdefizite und gleichzeitig sehr hohen nationalen Naturschutzrelevanz soll der Schwerpunkt der Studien auf der Sumpfohreule liegen. Den drei folgenden Forschungsansätzen soll nachgegangen werden:
Das Promotionsvorhaben soll einen Beitrag zur langfristigen Erhaltung der mitteleuropäischen Brutpopulationen der vier Modellorganismen in Zeiten des globalen Wandels leisten. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse soll zudem ein Arten-Aktionsplan (species action plan) Sumpfohreule mit konkreten Schutzmaßnahmen für Deutschland erarbeitet werden. Die Dissertation wird als kumulative Arbeit angefertigt, indem Publikationen in englischen Fachzeitschriften veröffentlicht werden.