Rebound-Effekte in Entwicklungs- und Schwellenländern
Um den Klimawandel zu begrenzen und langfristig die Entkopplung von Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum global zu erreichen, sind in Entwicklungs- und Schwellenländern der Energieverbrauch bzw. damit verbundene CO2-Emissionen so gering wie möglich zu halten. Die Steigerung der Energieeffizienz wird hierbei als eine zentrale Strategie angesehen.
Im Zusammenhang mit Energieeffizienz-Maßnahmen und erwarteten Einsparungen wird jedoch zunehmend von Rebound-Effekten gesprochen. Rebound-Effekte beschreiben das Phänomen, dass technisch erwartete Einsparungen in Folge von Effizienzgewinnen sich durch eine Verbrauchssteigerung nicht vollständig in eine tatsächliche Energieeinsparung überführen lassen. Die Verbesserung der Effizienz wird ceteris paribus teilweise, oder im Extremfall ganz, aufgezehrt. Rebound-Effekte werden als „unintended“ (unbeabsichtigte) Effekte definiert.
Gleichwohl können Rebound-Effekte außerhalb des ‚Energieraums’ sozio-ökonomisch positive Effekte entfalten, welche durch Träger von Entwicklungsprogrammen und -projekten antizipiert und beabsichtigt sein können. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern sollen Menschen auf Energie als Voraussetzung für Bildung, Gesundheit, produktive Nutzung wie z.B. die Herstellung von Lebensmitteln etc. zurückgreifen können.
Ziel der Arbeit ist es, diesen trade off zwischen Energie- und Emissionseinspar- sowie Entwicklungszielen in Rebound-Effekten zu analysieren. Rebound-Effekte werden in (1) entwicklungspolitisch beabsichtigte und (2) in unbeabsichtigte Wirkungen, welche durch flankierende Maßnahmen zu vermeiden sind, unterschieden. Der trade off, der durch lenkende Maßnahmen nicht aufzuheben ist, besteht zwischen den ‚verlorenen’ Energieeinsparungen und beabsichtigten sozio-ökonomischen Effekten.
Dafür werden Rebound-Effekte in ihrer Entstehung zunächst von anderen Effekten (z.B. Energiemehrverbrauch aufgrund von Einkommenszuwächsen) kategorial abgegrenzt. Es wird ferner untersucht, welche Bedeutung Zeit bei der Entstehung und Wirkung von Rebound-Effekten zukommt und wie Rebound-Effekte vermieden bzw. gelenkt werden können.
In einem triangulativen Forschungsdesign werden qualitative und quantitative empirische Methoden integriert. Die qualitativen Erkenntnisse sollen die quantitative Auswertung anleiten und die Ergebnisse validieren helfen. In einem ersten Schritt werden qualitative Experteninterviews geführt und Evaluierungsstudien und -berichte für ausgewählte Länder ausgewertet. Die qualitativen Untersuchungen sollen helfen, Rebound-Effekte im entwicklungspolitischen Kontext zu beleuchten und erste Ansatzpunkte zum besseren Verständnis der Wirkungszusammenhänge zu schaffen. Auf dieser Grundlage werden in einem zweiten Schritt monetäre und temporale Rebound-Effekte auf Grundlage von Mikrodaten für eine Landes-Fallstudie quantifiziert. Damit soll die Arbeit nicht nur theoretisch und kategorial die Rebound-Forschung weiterentwickeln, sondern auch zum Wissen über die empirische Relevanz von Rebound-Effekten in Entwicklungs- und Schwellenländern beitragen.
Es wird erwartet, dass praxisrelevante Erkenntnisse für globale Umweltaufgaben, insbesondere der deutschen und internationalen Entwicklungspolitik, generiert werden können. Die Erkenntnisse der Arbeit können dazu beitragen, über realisierbare Energieeinsparungen besser zu informieren und damit das Design und die Evaluierung von Energieeffizienzpolitiken bzw. -maßnahmen zu verbessern.