Promotionsstipendium: Sophia Franke

Evaluierung intrinsischer und extrinsischer Gefährdungsursachen heimischer Libellenarten auf unterschiedlichen räumlichen Skalen

Evaluierung intrinsischer und extrinsischer Gefährdungsursachen heimischer Libellen

Um den anhaltenden, globalen Verlust an Biodiversität zu stoppen, gibt es beispielweise Rote Listen, die europäische Natura2000- und FFH Richtlinie oder langfristige Monitoring Programme, deren Grundziel letztlich in einer Abschätzung des Gefährdungspotentials von Arten liegt. Diese bilden die Grundlage für Artenschutzkonzepte. Trotz dieser Bemühungen steigt der Gefährdungsgrad. Gefährdungsursachen lassen sich in extrinsische und intrinsische Faktoren unterteilen und ein wissenschaftlich begründetes Verständnis dieser ist äußerst wichtig, um erfolgreiche Schutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Moderne Naturschutzkonzepte fokussieren zwar, statt des ehemals reinen Artenschutzes, vermehrt den Schutz von Lebensräumen oder Prozessen, werden jedoch nach wie vor anhand taxonomischer Diversitätsmaße (meist Artenzahl) entwickelt und evaluiert. Dieser Ansatz berücksichtigt jedoch nicht, dass Arten unterschiedliche funktionale und phylogenetische Merkmale haben. Süßwasserbiotope gelten aufgrund ihres geringen Flächenverhältnisses im Vergleich zu der enormen Biodiversität, die sie beherbergen und des zugleich hohen Drucks (primär menschliche Nutzungsinteressen) als eines der gefährdetsten Habitate weltweit. Weiterhin bieten sie ein interessantes Untersuchungsgebiet um beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels auf lokaler Ebene zu untersuchen. Insekten sind eine vielmals unterrepräsentierte Gruppe bei der Bewertung und den Schutzbemühungen zum Aufhalten des Biodiversitätsverlustes, obwohl sie vielmals eine geeignete Indikatorrolle einnehmen und im Falle der Libellen sogar relativ leicht zu identifizieren sind.

Die Promotion hat drei Hauptziele. Zum einen die Identifizierung intrinsischer Gefährdungsursachen von Libellen an Hand physiologischer und morphologischer Arteigenschaften. Zweitens sollen mittels einer Gewässerkartierung lokale Habitatparameter identifiziert werden, die das Vorkommen von gefährdeten Arten bestimmen, aber auch hohe taxonomische-, funktionale-, und phylogenetische Diversität fördern. Im letzten Schritt sollen taxonomische-, funktionale-, und phylogenetische Diversität von Libellen auf ihre Abhängigkeit von Landnutzungsparameter und Klimafaktoren untersucht werden.

Trotz der Gefährdung von Libellen fehlen Studien, die intrinsische und extrinsische Gefährdungsursachen untersuchen und darauf aufbauend praktikable Schutzkonzepte für Einzelarten, Artgemeinschaften und funktionale/phylogenetische Diversität erarbeiten. Eine Evaluation intrinsischer Gefährdungsursachen erlaubte eine Priorisierung von Schutzmaßnahmen. Weiterhin fehlen bisher Studien, die Gewässereigenschaften standardisiert mit dem Vorkommen von gefährdeten Arten, aber auch mit der taxonomischen,- funktionellen und phylogenetischen Diversität in Verbindung bringen. Um jedoch gezielt Schutzmaßnahmen für einzelne Arten oder ganze Gemeinschaften umzusetzen, sind diese Erkenntnisse notwendig.

Die Ergebnisse des Promotionsvorhabens sollen helfen, den Verlust der Libellendiversität aufzuhalten in dem sie für die Weiterentwicklung von Monitoringprogrammen, aber auch als Grundlage zur Entwicklung und Verbesserung von Artenhilfs- und Kompensationsmaßnahmen genutzt werden.

Einen großen Baustein der Promotionsarbeit bildet die Auswertung der hessen- und bayernweit erfassten Monitoringdaten der letzten zwei Jahrzehnte. Diese sollen gleichzeitig die Grundlage für ein selbstständig durchgeführtes Monitoring an gezielten Gewässern werden.

Alle statistischen Auswertungen sollen mit der freien Statistiksoftware R erfolgen. Für die Auswertungen sollen einerseits generalisierte, gemischte, lineare Modelle (GLMM‘s) verwendet werden, die sich beispielsweise um Erfassungsintensitäten oder Autokorrelation korrigieren lassen. Um die errechneten Bestandstrends mit den morphologischen und physiologischen Arteigenschaften zu modellieren, sollen Kleinstquadratmodele (GLS) verwendet werden, die es ermöglichen die Verwandtschaft zwischen Arten zu berücksichtigen. Für die Auswertung der die Arten oder die taxonomische-, funktionale- oder phylogenetische Diversität beeinflussenden Habitatparameter sollen Hauptkomponenten- und Ähnlichkeitsanalysen gemacht werden.
 

AZ: 20015/394

Zeitraum

01.06.2016 - 30.09.2021

Institut

Philipps Universität Marburg Fachbereich Biologie AG Allgemeine Ökologie und Tierökologie

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Betreuer

Prof. Dr. Roland Brandl