Promotionsstipendium: Dr. Peter Niedersteiner

Imkerei-Wissen des deutschsprachigen Raums im Wandel – Analyse der Aushandlungsprozesse der beteiligten Akteure und der aktuellen Veränderungen bzgl. des Zugangs, der Generierung und der Weitergabe von apikulturellem Wissen

Imkerei-Wissen im Wandel – Zugang, Generierung und Weitergabe

Die Promotion ist unter dem Titel -Zwischen Staunen und Zweifeln: Motive, Haltungen und Dilemmata der zeitgenössischen imkerlichen Praxis aus ethnologischer Sicht und Konzeptvorschlag für eine Imkerei nach dem Modell der solidarischen Landwirtschaft- in der Reihe -Open Publishing in the Humanities- der LMU-Universitatsbibliothek erschienen und steht zum freien Download: https://doi.org/10.5282/oph.7

Beschreibung des Promotionsprojekts:

In den letzten Jahren rückten die Honigbienen immer wieder in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Im gesellschaftlichen Diskurs wurden sie teils zum Indikator für die Gesundheit der Welt hochstilisiert und dadurch zum sympathischen ‚Postergirl‘, der von der Umweltzerstörung bedrohten Insekten. Zahllose Artikel und Beiträge zum Thema Bienensterben wurden publiziert, oftmals in Verbindung mit der Frage, ob dadurch auch den Menschen die Lebensgrundlage entzogen werden würde. Nun schien aber in diesem Diskurs ein zentraler Punkt eher weniger Beachtung zu finden: Aktuell wird davon ausgegangen, dass nahezu hinter jeder Honigbiene, die auf unseren Wiesen von Blüte zu Blüte fliegt, ein imkernder Mensch steht. Wenn in all diesen Bienenvölkern eine imkernde Person ihre Finger im Spiel hat, wäre es dann nicht hilfreich, mehr darüber zu wissen, wie es zu dieser Situation gekommen ist und wer diese Menschen sind? Was motiviert sie dazu sich der Imkerei zuzuwenden und mit welchen Problemen sehen sie sich dabei konfrontiert? Welche Perspektive nehmen sie auf ihre Bienen ein und wie schlägt sich ihre Grundhaltung zur Imkerei in den unterschiedlichen imkerlichen Betriebsweisen und Lösungsstrategien nieder?

Die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Imkerei finden sich in den angewandten imkerlichen Fertigkeiten der Imker*innen und im nachgefragten Wissen wieder. Die verschiedenen Haltungen zu den Bienen haben sich in die Werkzeuge, Bienenkästen und auch Bienenkörper eingeschrieben. Bei der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ansichten und Praktiken fällt aber auf, dass diese eine Gemeinsamkeit haben: Kein Lösungsansatz scheint vollkommen richtig oder richtig falsch zu sein. Egal ob anleitend kontrollorientierte Eingriffe an den Bienenvölkern bevorzugt werden oder ob eher zulassend bienenzentriert geimkert wird: Alle Herangehensweisen besitzen überzeugende, aber eben auch umstrittene Komponenten. Doch in jedem Fall gilt: Imker*innen müssen sich angesichts der Dilemmata der zeitgenössischen Imkerei entscheiden.

Anhand von ethnographischen Beispielen aus Malta, Laos, Neuseeland, Frankreich und Deutschland werden unterschiedliche Wege der Bienenhaltung vorgestellt, die während der langjährigen, praxisorientierten Forschung in kleinen und großen Imkereibetrieben, in den Bienenwissenschaften und in der Agrarindustrie zusammengetragen wurden.

Ziel der Promotion ist es nicht nur die unterschiedlichen imkerlichen Herangehensweisen darzustellen, sondern sie auch in einer solidarischen Haltung zur Imkerei zusammenzuführen und weiterzudenken. Durch die Vorstellung eines praxiserprobtes Betriebskonzept wird der Versuch unternommen, sowohl den Ansprüchen der Bienen an ihren Lebensraum, als auch den Bedürfnisse der Imkerei und der uns umgebenden Landschaft gleichermaßen Raum zu geben. Beschäftigen sich die ersten beiden Teile der Arbeit mit der Frage: Wie sind die zeitgenössischen Probleme der Imkerei entstanden? so stellt der Konzeptentwurf für eine Imkerei nach dem Modell der solidarischen Landwirtschaft einen konkreten Vorschlag zur Beantwortung der Frage dar: Welche Imkerei der Zukunft wollen wir?

AZ: 20014/343

Zeitraum

01.01.2015 - 31.12.2017

Institut

Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Ethnologie

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Betreuer

Prof. Dr. Ulrich Demmer