Neue Arten aus dem Pazifik: Zwei Krabben der Gattung Hemigrapsus im Wattenmeer
Als eine Folge der zunehmenden Globalisierung von Handel und Verkehr steigen weltweit, insbesondere in Küstenökosystemen, die Zahlen eingeschleppter gebietsfremder Arten (Neobiota). Die ökologischen und ökonomischen Effekte und Risiken solcher Bioinvasionen sind heute kaum abschätzbar. Ein detailliertes Verständnis der Ausbreitungs- und Etablierungsmechanismen invasiver mariner Arten ist von entscheidender Bedeutung für die Abschätzung ihrer Auswirkungen auf lokale Artengemeinschaften und für die Entwicklung von Managementstrategien.
In meinem Promotionsprojekt untersuche ich mögliche Erfolgsfaktoren und Mechanismen der Ausbreitung zweier pazifischer Felsenkrabben, Hemigrapsus sanguineus und H. takanoi, in Deutschland. Als Vertreter der Zehnfußkrebse (Decapoda) gehören sie zu einer Tiergruppe mit einer weltweit hohen Zahl invasiver Arten.
Hauptuntersuchungsgebiet ist das Wattenmeer, das ein besonders stark von Bioinvasionen betroffener Lebensraum ist. Daneben soll die potenzielle Ausbreitung von Hemigrapsus takanoi in der Ostsee (Erstnachweis 2014, s. Publikationen) weiter beobachtet werden.
Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und kombiniert ökologische, morphologische und populationsgenetische Methoden. Durch die Kombination dieser drei Ansätze soll ein möglichst umfassendes Verständnis der Invasionsbiologie von Hemigrapsus spp. erreicht werden. Im populationsgenetischen Teil des Projekts sollen Einwanderungsereignisse und Ausbreitungswege der beiden Krabbenarten im Wattenmeer mit Hilfe von DNA-Mikrosatelliten analysiert werden. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Untersuchungen zum Reproduktionszyklus und zum Ansiedlungserfolg der Krabben am Übergang von der planktonischen Larval- zur bodenbewohnenden Juvenilphase. Dazu werden morphologische Analysen (Histologie und Magnetresonanztomografie), ökologische Beobachtungsreihen sowie Aquarien- und Freilandexperimente durchgeführt.
Projektstandorte sind das Zoologische Institut und Museum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in List/Sylt.