Klimagerechtigkeit und Klimaschutzpolitik: Die Verhandlungspositionen von China, USA und Indien
Das Dissertationsprojekt untersucht den Zusammenhang zwischen zwei bislang weitgehend unverbundenen Themenfeldern der aktuellen internationalen Umweltpolitik: der Debatte um die gerechte Verteilung der CO2-Mitigationsmaßnahmen im Rahmen des Kyoto-Prozesses und die Diskussion über großskalige technische Eingriffe in die Strahlungsbilanz der Erde (CE). Die Untersuchung fragt danach, welche Rechtfertigungen für die Teilnahme (oder Nicht-Teilnahme) am Kyoto-Mitigationsprozess heute verwendet werden und wie diese Rechtfertigungen für die Legitimierung von zusätzlichen CE-Maßnahmen, insbesondere Carbon-Dioxide-Removal (CDR), in der Zukunft eingesetzt werden (können). Auf der Basis eines diskurs- und gerechtigkeitstheoretischen Ansatzes werden zwei Stränge in der aktuellen deutschen CE-Forschung mit den Untersuchungen zur Genese des Mitigationsregimes verknüpft: Zum einen wird die naturwissenschaftliche Forschung zu den physischen Grenzen und unverträglichen Nebenwirkungen einzelner CE-Maßnahmen (insbesondere Aufforstung, Alkalinitätseintrag und Sulfatinjektion) durch eine Analyse der gesellschaftspolitischen Grenzen in drei wichtigen Emittentenstaaten (USA, China, Indien) ergänzt. Zum anderen werden die bislang vorherrschenden wirtschaftswissenschaftlichen Studien in ihren Annahmen hinterfragt, die Gesellschaften mit unterschiedlichen historischen Erfahrungen und politischen Systemen gleiche, homogene Präferenzen im Hinblick auf CO2-Emissionsreduktion bzw. CE-Maßnahmen zuweisen.