Ableitung eines waldbaulichen Handlungsrahmens zur Förderung und Erhaltung von Eibe und Stechpalme
Die Gemeine Eibe (Taxus baccata L.) und die Stechpalme (Ilex aquifolium L.) gehören in Deutschland zu den seltenen Baumarten und sind nach Bundesartenschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellt. Die interspezifische Konkurrenz mit Arten des überschirmenden Bestandes vor allem um den Umweltfaktor „Licht“ steht im Vordergrund der Schutzbemühungen für Eibe und Stechpalme. Ziel ist die Förderung des Wachstums und der Verjüngung der seltenen Baumarten. Untersuchungen an Individuen mit unterschiedlicher Belichtungssituation zeigen aber, dass das Wachstumsverhalten von Taxus baccata und Ilex aquifolium bei vermehrtem Strahlungsgenuss nicht den Strategien der meisten heimischen Baumarten folgt, die ihr Höhenwachstum in diesem Falle steigern. Aus dem Wuchsverhalten folgt, dass es Faktoren geben muss, die limitierend auf die Photosyntheseleistung wirken. Anhaltspunkt ist die Wasserversorgung der Nadelblätter, die vom Wasserhaushalt, speziell von der Xylemleitfähigkeit, beeinflusst wird. Das Wasserangebot am Standort ist dabei nur eine der zu betrachtenden Komponenten. Die grundlegende Frage betrifft die hydraulischen Eigenschaften der genannten Baumarten. Ziel der Untersuchungen soll es sein, die hydraulischen Eigenschaften der Baumarten Gemeine Eibe und Gemeine Stechpalme im Hinblick auf ihr Wachstumsverhalten zu erforschen und daraus Aussagen zu sinnvollen waldbaulichen Förderungs- und Erhaltungsmaßnahmen abzuleiten.
Zur Untersuchung der Fragestellung werden je zehn Individuen der Arten im Forstbotanischen Garten Tharandt ausgewählt. Es wird eine Messreihe eingerichtet, die Werte von der Bodenfeuchte über den Wassertransport im Zweig bis hin zur Blatttranspiration und Photosyntheseleistung liefert. Es kommen die physiologischen Standardmethoden der Xylemflussmessung nach der heat-balance-Methode, Gaswechsel- und Fluoreszensmessungen, Blatt-Wasserpotentialmessungen nach Scholander und im Labor Durchflussmessungen nach Sperry sowie holzanatomische Untersuchungen zur Anwendung.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen Aussagen zum Wasserhaushalt der Baumarten abgeleitet werden. Weitere Aussagen zur ökologischen Strategie werden erhofft, um für die Förderung und Erhaltung der Arten sinnvolle, ökologisch und ökonomisch vertretbare waldbauliche Maßnahmen ableiten zu können. Diese sollen als Handlungsempfehlung an forstliche Praktiker gegeben werden.