Kultivierung von Drosera rotundifolia L. als Arzneipflanze auf wiedervernässtem Hochmoorgrünland
Der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) wird bereits seit langem erfolgreich in der Therapie bei Krampf-, Keuch- und Reizhusten, sowie Schleimhautentzündungen der Atemorgane eingesetzt. Aus Gründen des Naturschutzes ist die Wildsammlung dieser Pflanzen nur begrenzt möglich. Der für die Arzneimittelgewinnung notwendige Drosera-Rohstoff stammt zurzeit hauptsächlich von der Art Drosera madagascariensis, welche ausschließlich aus Afrika importiert wird. Allerdings sind die qualitativ hochwertigen Mengen derart gering, dass der Bedarf für die Medikamentenherstellung nicht gedeckt werden kann. Trotz der großen Nachfrage gibt es in Europa bis heute keinen kommerziellen und nachhaltigen Anbau von Drosera rotundifolia.
In wiedervernässten Hochmoorgebieten hat sich in Torfmooskultivierungsflächen wieder der Lebensraum entwickelt, in dem die verschiedenen Sphagnum-Arten und der konkurrenzschwache Sonnentau existieren können.
Auf Grund der guten Voraussetzungen soll erstmalig die Kultivierung von Drosera rotundifolia in wiedervernässten Hochmoorbereichen durchgeführt werden. Ziel des beantragen Promotionsprojektes ist die Erarbeitung und Bereitstellung der dafür notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen. Hierfür sollten Torfmoosfelder auf ihre Eignung zur Drosera-Kultivierung getestet werden. Das Hauptaugenmerk ist auf der Kultivierung, Produktivität und Regenerationsfähigkeit von D. rotundifolia innerhalb verschiedenster Sphagnum-Formationen gelegen.
Während des Stipendiums (2013-2015), habe ich insgesamt von 62.435 einzelne pflanzenbiologische Daten von den 6203 D. rotundifolia-Pflanzen aufgenommen. Dieser große Datensatz wird nach weiteren Auswertungen (2016/17) ermöglichen, ein Gesamtbild über das Leben von D.rotundifolia auf dem Torfmoosrasen zu bekommen.
In diesem Zeitraum verbesserte ich meine Vermehrungsmethoden auf etablierten Torfmoosrasen. Die selbst entwickelte Gefäß-Technologie sichert 10.7 ± 4.2 % (S.palustre) und 13.4 ± 8.9 % (S.papillosum) Keimungsrate, sowie 68.8 ± 26.1 % (S.palustre) und 61.0 ± 25.2 % Überlebensraten in dem zweitem Jahr (bei gepflegten Torfmoosrasen). Durch die Analyse wichtiger Inhaltsstoffe (7-Methyljuglon und Plumbagin) konnte ich im Jahr 2015 die hohe Qualität eigenangebauter Sonnentau-Pflanzen nachweisen.
Der nächste Schritt wäre eine europaweit bisher nicht existierende Sonnentau-Anbau Fläche in Paludikultur zu etablieren. Auf dieser Fläche könnte man nachhaltig und umweltfreundlich (u.a. torfschonend, ressourcenschonend und klimaneutral) Sonnentau produzieren und gleichzeitig, die gefährdete natürliche Sonnentau Population weltweit indirekt schützen.