Einfluss des Tauwurms auf Quantität und Qualität von Bioporen in gepflügten Ackerböden
Für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft sind Nachhaltigkeit und Dauerfähigkeit essentiell, um vorhandene Ressourcen, Bodennährstoffe und Bodenwasser langfristig effizient nutzen zu können. Die tiefere Erschließung des Unterbodens, die über vertikale Bioporen möglich wird, bietet ein bisher wenig beachtetes Potenzial bislang weitestgehend ungenutzte natürliche Wasser- und Nährstoffreservoire pflanzenverfügbar zu machen. Die Tauwurmpopulation eines Standortes kann damit unter Anderem negative Auswirkungen des erwarteten Klimawandels und damit verbundener häufigerer Trockenperioden puffern und die Ertragssicherheit einer nachhaltigen Landnutzung erhöhen.
Intensiv wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug dezimiert in der Regel die Regenwurmpopulation. Sie gilt aber in vielen Produktionssystemen, besonders auch im Organischen Landbau, aufgrund ihrer günstigen Wirkungen betreffend Nährstoffmobilisierung und Unkrautregulation, als unverzichtbar. Deswegen gilt es Strategien zu entwickeln, um auch ohne Verzicht auf eine wendende Bodenbearbeitung Tauwürmer zu schonen oder kurzfristig fördern zu können. Ziel dieser Dissertation ist es, die wissenschaftliche Basis für eine schonendere Bodenbearbeitung in Bezug auf die anözische Lumbricidenfauna zu schaffen und darauf aufbauend Anwendungsstrategien zu entwickeln, die eine möglichst hohe Bioporendichte mit hoher Qualität der Drilosphäre auf gepflügten Standorten ermöglichen.
Eine mögliche Option besteht darin, im Rahmen der Fruchtfolge durch Anbau mehrjähriger Kulturpflanzen für eine längere Bodenruhe zu sorgen, während der sich Regenwurmpopulationen aufbauen können. Zwar ist nach dem Umbruch der perennierenden Pflanzen wieder mit einem Rückgang der Regenwurmabundanz zu rechnen, dennoch werden nachhaltig positive Effekte der temporär erhöhten Regenwurmpopulation erwartet:
1. Intensivere Perforierung des Unterbodens mit Bioporen, geschaffen durch Pfahlwurzelsysteme und Regenwurmaktivität.
2. Erhöhung der Nährstoffmenge und -verfügbarkeit in der Drilosphäre.
Unklar ist, welchen Einfluss die Bewirtschaftung, durch Einhalten einer temporären Bodenruhe in der Fruchtfolge, auf die Quantität und Qualität von Bioporen hat. Dies gilt insbesondere in Bezug auf das Nahrungshabitat der Regenwürmer, d.h. Art der angebauten mehrjährigen Kulturpflanze, Menge und Qualität der Sprossmasse. In einem Gefäßversuch soll untersucht werden, ob der Tauwurm bei unterschiedlichem Nahrungsangebot Präferenzen zeigt.
Mit einer destruktiven Porenanalyse soll untersucht werden, wie sich die Nahrungsgrundlage auf die Qualität der Drilosphäre auswirkt. In diesem Zusammenhang sind auch qualitative Unterschiede der Poren, generiert durch Wurzeln oder Tauwürmer, entscheidend. Im Feldversuch werden Poren untersucht, deren Entstehungsgeschichte (wurzelgeneriert, regenwurmgeneriert, wurzel- und regenwurmgeneriert) bekannt ist. Für Aussagen über die Quantität und Qualität von Bioporen im Unterboden werden zudem mit Elastomeren markierte Tauwürmer oberhalb einer Verdichtungsschicht, deren Porenverteilung zuvor auf einer Folie hinterlegt wurde, im Freiland ausgesetzt. Somit können nach dem schrittweisen Abtrag des Oberbodens die Porenausrichtung und das Verhältnis neuangelegter und wiederbesiedelter Bioporen bestimmt werden.