Öko-Islam – Ökologische Interpretationen der islamischen Quellen und religiöser Umwelt-Aktivismus
Die geplante Dissertation untersucht die moderne Strömung der sogenannten islamischen Umwelt-Theologie. Begriffe, wie „Muslim Environmentalism“, „Eco-Islam“ und „Eco-Muslim“ haben sich im muslimischen Umwelt-Diskurs, der seinen Anfang in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fand, sukzessive durchgesetzt.
Auf theoretischer Ebene wird die aktuelle ökologische Interpretation der religiösen Quellen des Islams betrachtet. Reale Umwelt-Aktivitäten unter muslimischen Vorzeichen werden in ihrer unterschiedlichen Praxis präsentiert und analysiert. Ein Hauptaugenmerk der Arbeit soll auf eine mögliche Anwendung einer islamischen Umwelt-Ethik besonders für die künftige deutsche Entwicklungszusammenarbeit in muslimisch geprägten Ländern gelegt werden.
Ziel ist die Anknüpfung und Weiterentwicklung religiöser Sinn- und Verständniswelten und Erwartungshorizonte für die Umsetzung von Nachhaltigkeit, Umweltschutz und ein ökologischeres Weltverständnis.
Ergiebig ist der Gegensatz zwischen oftmals katastrophalen Umweltbedingungen in muslimisch geprägten Ländern, beispielsweise bei Wasser, Nahrung, Artenschutz, Energie und Abfall, und den ökologischen Lehren und Ansichten, die von muslimischen Öko-Theologen propagiert werden. Religiös-ökologische Konzepte und Verständnis können einen Ansatzpunkt für eine verbesserte Umweltwirkung bilden, ohne einer „Islamisierung der (Entwicklungs-)Zusammenarbeit“ den Weg zu bereiten. Vor- und Nachteile und mögliche Risiken werden abgewogen und analysiert.
Ein Ziel ist die Erstellung einer umfassenden Handreichung für die Entwicklungszusammenarbeit. Dabei wird ein umfassender Überblick über die ökologische Strömung des Islams erstellt, der sowohl das theoretische Gerüst und die Argumentation der muslimischen Öko-Theologen widergibt, als auch die Umsetzung in Form von aktiven Organisationen, Projekten und Kampagnen darlegt. Hinzu kommt eine ausführliche Analyse der Internet-Landschaft zur Thematik Islam und Ökologie, in Form von Webseiten, Weblogs und Präsenzen in sozialen Netzwerken.
Methodisch wird in der Dissertation in erster Linie einschlägige Literatur untersucht und analysiert. Es wird weniger selbst in den religiösen Quellen des Islams nach „ökologischem Potential“ recherchiert, sondern die von muslimischen Öko-Theologen herangeführten Verse und Hadithe analysiert und die Argumentation überprüft und mit anderen Interpretationen verglichen. Neben der Untersuchung der Web-Landschaft werden Interviews und Umfragen mit „Öko-Muslimen“ und prägenden Persönlichkeiten zudem ein klareres Bild der jungen Strömung ermöglichen.
Das Thema ist von erheblicher Umweltrelevanz, auch da es in einer frühen Phase der ökologischen Verhaltensprägung ansetzt – der Umwelterziehung. Die Analyse der religiösen Hintergründe und Triebkräfte bei der Entstehung von Umweltbewusstsein ist von theoretischer wie praktischer Bedeutung in der aktuell weltweiten ökologischen Krisen-Situation.
In Anbetracht der Dominanz religiös begründeten Verhaltens in der muslimischen Welt ist es notwendig, auch diesem Weg, der stellenweise zu einer beachtlichen Umsetzung ökologischer Prinzipien führt, nachzugehen. Angewandte Forschung am ökologischen Potential des Islams hilft bei der Zusammenarbeit mit Muslimen in Deutschland und in muslimischen Ländern, eine kulturinhärente Argumentationsgrundlage für eine nachhaltige Lebensweise zu skizzieren.
Der anwendungsorientierte Teil wird vornehmlich auf die Erstellung eines Konzepts für die Entwicklungszusammenarbeit ausgerichtet und darlegen, wie die aktuelle Begegnung von Islam und Ökologie im gemeinsamen Interesse nutzbar gemacht werden kann.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät, Institut für Außereuropäische Sprachen und Kulturen