Promotionsstipendium: Dr. Marian Lechner

Bildung für nachhaltige Entwicklung in botanischen Gärten: Entwicklung und Evaluation eines konzeptorientierten Ausstellungskonzeptes zur Förderung von Perspektivenübernahme

Globale Zusammenhänge erfassen: Intergenerationelle Nachhaltigkeitsbildung im Botanischen Garten

Botanische Gärten (BGs) wurden als Orte der Vermittlung von ausgewählten Elementen der Gestaltungskompetenz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) analysiert. Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit die Teilkompetenz „Perspektivenübernahme“ des BNE-Konzeptes „Gestaltungskompetenz“ von Stammbesuchern im beschriebenen Ausstellungskontext erworben wird. Von Interesse im Rahmen der Funktion von Perspektivenübernahme als Schlüsselkompetenz einer nachhaltigen Entwicklung war außerdem die Frage, inwieweit die Gartenbesucher erworbene Kompetenzelemente vom Ausstellungskontext abstrahieren und auf Situationen ihres persönlichen Alltags transferieren können.

Das vermittelnde Medium war eine Ausstellungskonzeption, welche die in BGs häufige Modellierung globaler Vegetationszonen nutzte (Wüstenzonen, Subtropen-, Tropengürtel etc.), um globale Zusammenhänge aus der Perspektive von ArbeiterInnen aus Exportländern auf Pflanzen(-produkte) darzustellen, die von ihnen für den Verbrauch in Europa produziert werden.

Die Ausstellung ist derzeit in den Botanischen Gärten München-Nymphenburg und Tübingen installiert. Sie trägt den Titel „Die Frucht der Arbeit – Pflanzennutzung im Spannungsfeld der Globalisierung“. Sie besteht aus einzelnen Stationen, die vor alltäglich gewordenen exotischen Nutzpflanzenarten (Kaffee, Banane, Soja etc.) stehen, welche aufgrund ihrer Nutzung durch den Menschen eine Rolle in Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung spielen (derartige Themen sind z.B. Konsum, Biodiversität, nachwachsende Rohstoffe).

Für jede in der Ausstellung thematisierte Pflanzenart wird eine Station, bestehend aus einer oder mehreren Tafeln und Hands-on-Elementen entwickelt, die sich vor der jeweiligen Pflanze befindet. Jede Station verknüpft „ihre“ Pflanze mit einem Schlüsselthema, welches die Besucher als Konsumenten direkt betrifft und welches durch die menschliche Nutzung dieser Pflanze beeinflusst wird. Auf dieser Basis beschreibt die Station das Thema aus der Sicht eines Produzenten (bei Kaffee und Banane z.B. Kaffeebäuerin und Bananenplantagenarbeiter).

Die Zielgruppe für die Studie waren erwachsene, wöchentlich kommende Stammbesucher des BGs München-Nymphenburg, in dem die Ausstellung vom 3. Juli bis zum 16. August 2015 analysiert wurde. Durch die hohe Besuchsfrequenz und durch die Platzierung der Stationen an Lieblingsplätzen dieser Zielgruppe im Garten wurde eine mehrmalige Auseinandersetzung der Stammbesucher mit Ausstellungsstationen im Untersuchungszeitraum gefördert.

Die Effekte der Ausstellung wurden anhand eines selbst entwickelten Interviewleitfadens erhoben und mit einer qualitativen Inhaltsanalyse erfasst. Die Ausstellung ist deutschsprachigen Raum sowie nach sprachlicher Anpassung auch international in Botanischen Gärten einsetzbar.

AZ: 20012/213

Zeitraum

01.03.2013 - 28.02.2017

Institut

Universität Tübingen
Zentrum für Molekulare Biologie der Pflanzen (ZMBP)

E-Mail

Mail

Betreuer

Prof. Dr. Klaus Harter