Renaturierung von Kalkmagerrasen
Kalkmagerrasen sind die artenreichsten terrestrischen Ökosysteme Mitteleuropas und beherbergen eine große Zahl gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Aufgrund von Landnutzungsänderungen während des letzten Jahrhunderts existieren heute nur noch wenige, fragmentierte Reste von Kalkmagerrasen. Um den Arten neue Lebensräume bereitzustellen und den genetischen Austausch zwischen isolierten Beständen zu fördern, werden Kalkmagerrasen seit einigen Jahren neu angelegt und bestehende Flächen wieder vernetzt. Für die Erstellung moderner Pflege- und Entwicklungskonzepte sowie für die Beurteilung verschiedener Renaturierungsverfahren sind Kenntnisse über deren langfristige Auswirkungen sowie Zieldefinitionen auf Grundlage der spezifischen Landschaftsgeschichte der Untersuchungsgebiete im Lechtal und im Münchner Norden notwendig.
Ziel der Dissertation ist es 1) die langfristigen Auswirkungen unterschiedlicher Renaturierungsmaßnahmen zu untersuchen und zu bewerten und 2) lokal und regional wirksame vegetationsökologische Prozesse innerhalb des Biotopverbundes aus etablierten und renaturierten Kalkmagerrasen zu identifizieren. Auf Grundlage dieser Ergebnisse sollen Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt und aktualisierte Pflege- und Renaturierungsziele formuliert werden.
Zur Bewertung des langfristigen Erfolgs von Renaturierungsmaßnahmen werden einerseits Langzeitdaten aus Dauerbeobachtungsflächen in renaturierten Kalkmagerrasen analysiert und ihre Vegetation mit gut erhaltenen Zielbeständen verglichen. Andererseits sollen genetische Untersuchungen an Populationen ausgewählter Zielarten in etablierten und renaturierten Kalkmagerrasen Aufschluss darüber geben, ob die Renaturierungsverfahren auch aus populationsgenetischer Sicht adäquat sind.
Art und Bedeutung lokal (Interaktionen der Pflanzen mit biotischer und abiotischer Umgebung) und regional (z.B. Samenausbreitung zu potentiellen Habitaten) wirksamer Prozesse für die Zusammensetzung und Abundanz von Arten in etablierten und renaturierten Kalkmagerrasen wird aus Mustern von funktionaler Diversität und ß-Diversität sowie mit Hilfe von Null-Modellen abgleitet. Die Daten hierzu stammen aus Feldstudien in den Biotopverbünden im Lechtal und im Münchner Norden, aber auch aus einem experimentellen Ansatz zu den Mechanismen der Vegetationsentwicklung.