Einfluss von Fungiziden auf Laubabbauprozesse in FließgewässernDer Abbau von Laubstreu ist in vielen Fließgewässern niedriger Ordnung von fundamentaler Bedeutung und wird hauptsächlich durch Zersetzer-Detritivoren-Systeme realisiert. Diese Systeme setzen sich aus mikrobiellen Zersetzern und detritivoren Invertebraten (sog. Shreddern) zusammen. Mikroorganismen, v.a. aquatische Pilzen, konditionieren das Laub, d.h. sie verändern es chemisch und physikalisch, was die Qualität des Laubes als Futter für Shredder erhöht. Diese wiederum produzieren durch ihren Fraß feinpartikuläres organisches Material, welches die Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl anderer Organismen in aquatischen Ökosystemen bildet. Sie erfüllen damit eine grundlegende Funktion in Fließgewässern, was auch durch die „bottom-up“-Regulation der Nahrungsnetze dieser Ökosysteme untermauert wird.Der natürliche Zustand von Detritus-basierten Fließgewässerökosystemen kann potenziell durch Umweltstressoren, welche auf aquatische Zersetzer-Detritivoren-Systeme wirken, verändert werden. Fungizide erscheinen dabei von besonderer Relevanz. Zum einen wirken sie effektiv auf der trophischen Ebene der am Laubabbau beteiligten Pilze, was wiederum indirekte („bottom-up“-)Effekte auf Shredder durch eine veränderte Nahrungsqualität nach sich ziehen könnte. Zum anderen können Fungizide Shredder auch direkt beeinflussen. Obwohl diese Zusammenhänge – insbesondere im Hinblick auf „bottom-up“-Effekte – bislang nur unzureichend erforscht wurden, deuten sowohl die Fachliteratur als auch eigene Studien eine Gefährdung aquatischer Zersetzer-Detritivoren-Systeme durch Fungizide an. Vor diesem Hintergrund hat das Promotionsvorhaben zum Ziel, bislang offene Fragen bezüglich der ökotoxikologischen Auswirkungen fungizider Substanzen auf den Laubabbau in Fließgewässern mittels eines gestuften Testverfahrens zu beleuchten.