Welche Rolle spielen Diskurse für den Nicht-Ausbruch von klimawandelinduzierten Gewaltkonflikten?
Die Forschung zu klimawandelinduzierten, inner- und substaatlichen Gewaltkonflikten hat bislang trotz der hohen Relevanz des Themas nur wenige belastbare Ergebnisse produziert. Meine These lautet, dass sich diese beträchtliche Diskrepanz innerhalb des Forschungsfeldes auf zumindest drei methodisch-konzeptionelle Defizite zurückführen lässt:
a) fehlende methodische Diversität: Nach wie vor dominieren die beiden methodischen Zugänge der qualitativen Fall- und der quantitativen large-N-Studien die Forschung zu klimawandelinduzierten Gewaltkonflikten, obwohl ihre Defizite gerade bei diesem Gegenstandsbereich offensichtlich werden. Beispielsweise können quantitative Studien für viele ihrer Variablen keine adäquaten Daten finden und sind nicht in der Lage, zentrale Faktoren wie Feindbilder oder Umweltwahrnehmungen zu erfassen. Fallstudien hingegen sind oft nicht in der Lage, generalisierbare Erkenntnisse zu produzieren.
b) positivistisch-rationalistischer Bias: Große Teile der Forschung zu klimawandelinduzierten Gewaltkonflikten konzipieren Umwelt- bzw. Ressourcendaten als objektive Gegebenheiten, die keiner Interpretation mehr durch die handelnden Akteure bedürfen. Sie ignorieren damit die elementar soziale, durch Diskurse bzw. Wissensordnungen vorstrukturierte Konstruktion jeglicher menschlicher Wahrnehmung von Realität. Häufig werden die relevanten Gruppen und Personen entweder als rationale Akteure betrachtet oder zumindest Aspekte nicht-rationaler Entscheidungsfindung ausgeblendet.
c) Fokus auf Gewaltfälle: Obwohl einige Studien zur gewaltfreien Bewältigung von Ressourcenkonflikten und zu durch Umweltveränderungen angestoßenen Kooperationsprozessen vorliegen, werden diese bislang nicht systematisch in die Forschung zu klimawandelinduzierten Gewaltkonflikten integriert. Dies erschwert die Erforschung gewaltfreier oder sogar kooperativer Umgangsformen mit Ressourcenknappheit und Klimawandel sowie der Eskalationsdynamiken von Umweltkonflikten.
Die skizzierte Dissertation setzt es sich zum Ziel, methodische und konzeptionelle Vorschläge für die Überwindung der skizzierten Defizite zu entwickeln. Dazu werden drei Analysemethoden ausgewählt, namentlich
a) eine GIS-basierte Risikoanalyse gewaltsamer Konflikte im Rahmen eines reduzierten landwirtschaftlichen Produktionspotentials in Kenia und Uganda,
b) eine Diskursanalyse für wasserbezogene Kooperation und Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern, und
c) eine Qualitative Comparative Analysis (QCA), die dich auf notwendinge und hinreichende Bedingungen für das Auftreten umweltwandelinduzierter Gewaltkonflikte in verschiedenen Weltregionen fokussiert.
In einem abschließenden Forschungsschritt werden die empirischen und methodischen Erkenntnisse der drei Einzelstudien zusammengeführt.