Promotionsstipendium: Jens Eligehausen

Der gute ökologische Zustand von Fließgewässern – ein planbares oder zufälliges Ergebnis wasserwirtschaftlicher Maßnahmenprogramme? Untersuchungen am Beispiel der Qualitätskomponente Fischfauna in der unteren Eder (Hessen)

Der „gute ökologische Zustand“ von Fließgewässern – ein planbares oder zufälliges ErgebnisIn Deutschland erreichen von rund 9.000 Wasserkörpern derzeit lediglich etwa 10 % der Oberflächenwasser den „sehr guten“ bzw. „guten ökologischen Zustand“ nach EG-Wasserrahmenrichtlinie, rund 88 % hingegen den „guten chemischen Zustand“. WennFließgewässer in Deutschland den „guten ökologischen Zustand“ verfehlen, liegt das nach meist an einer tiefgreifenden Veränderung der Hydromorphologie, an zu hohen Nährstoffbelastungen und nur vereinzelt an Belastungen durch spezifische Schadstoffe. In der Praxis stellt sich die entscheidende Frage, wie die multiplen Stressoren und die komplexen Wechselwirkungen Ursachen bezogen interpretiert und daraus nachvollziehbare bzw. ökologisch wirksame Maßnahmenkombinationen abgeleitet werden können.Am Beispiel der unteren Eder in Hessen (Fließgewässertyp 9.2 – großer Fluss des Mittelgebirges) sollen (i) die grundlegende ökologische Zusammenhänge und Wirkungskaskaden zwischen dem Rückgang der Leitfischart Äsche, ausgewählten Begleitfischarten und den steuernden Faktoren Eutrophierung, Funktionsfähigkeit des hyporheischen Interstitials, Wasserqualität und Hydromorphologie untersucht, (ii) Wechselbeziehungen und Rückkopplungen zwischen Belastungsfaktoren und ökologischen Funktionen quantifziert und (iii) daraus übertragbare Prioritäts- und Wirksamkeitskriterien von Maßnahmen abgeleitet werden. Hierzu soll eine Messkampagne in einem ausgewählten Abschnitt der Eder aufgestellt werden, das besonders geeigneteUnterschungsbedingungen bietet. Hinsichtlich der Gewässerstruktur wird die Eder überwiegend als „deutlich verändert“ bis „sehr stark verändert“ klassifiziert und weist damit hohe hydromorphologische Defizite auf. Der ökologische Zustand ist als „unbefriedigend“ eingestuft worden. Dies ist in erster Linie auf den defizitären Zustand der Fischfauna zurückzuführen. Das Maßnahmenprogramm sieht umfangreiche strukturelle Aufwertungen vor. An mehreren Gewässerabschnitten werden Gewässerbett und Uferbereiche strukturell aufgewertet und Auengewässer reaktiviert. Ein erheblicher Teil der Maßnahmen wird Ende 2011 umgesetzt. Wesentliche Elemente der Messkampagne sind (a) eine detaillierte Bestandsanalyse der wasserchemischen und physikalischen Verhältnisse im Gewässer und im hyporheischen Interstitial, (b) umfangreiche fischökologische Erhebungen zur Interstitial- und Jungfischentwicklung, Bestandsdichte, Aufbau des gesamten Fischbestands sowie die Berücksichtigung von Räuber-Beute-Beziehungen und (c) eine detaillierte Erfolgskontrolle Renaturierungsmaßnahmen im Hinblick auf deren Eignung als Laich und Aufwuchshabitat für kieslaichende Fischarten.

AZ: 20011/141

Zeitraum

01.08.2011 - 31.07.2014

Institut

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ Department Aquatische Ökosystemanalyse und Management

Betreuer

Prof. Dr. Dietrich Borchardt