Promotionsstipendium: Dr. Lars Berger

Wirtschaftliche Entscheidungsprozesse aus institutionenökonomischer Sicht. Das Beispiel der diffusen Wasserverschmutzung des Taihu Sees in der Volksrepublik China

Diffuse Wasserverschmutzung

Die voranschreitende Eutrophierung von Oberflächengewässern ist eine der größten Hindernisse einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in der Volksrepublik China. Eutrophierung, die durch die übermäßige Ansammlung von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor ausgelöst wird, führt zur erhöhten Produktion von Phytoplankton und anderen Mikroorganismen und somit zur Verschlechterung der Wasserqualität (Sauerstoffmangel). Die vorliegende Dissertation widmet sich dem Tai-See im mittleren Osten Chinas, der in den letzten Jahren aufgrund seiner extrem hohen Verschmutzung traurige Berühmtheit erlangt hat. Es wird davon ausgegangen, dass der besonders hohe Eintrag von Nährstoffen auf diffuser landwirtschaftlicher Verschmutzung mit Kunstdünger als Hauptstickstoffquelle beruht.
Die vorhandene Literatur zu dieser Region konzentriert sich in einer sehr technisch-naturwissenschaftlichen Herangehensweise vorwiegend auf die Folgen der Wasserverschmutzung. Es besteht eine Lücke zwischen technischen Lösungsvorschlägen und dem Verständnis des Verhaltens einzelner Bauern, das zu solch einem extremen Phänomen führt. Das Ziel der Dissertation ist es, das Verständnis und die Konzeptualisierung menschlichen Handelns anhand eines empirischen Beispiels zu verbessern und zu erweitern.
Bei mehreren Forschungsaufenthalten vor Ort wurden Kleinbauern zu ihrer landwirtschaftlichen Praxis und ihrem Sozial- und Entscheidungsverhalten befragt. Die gewonnenen quantitativen und qualitativen Daten werden auf der Basis von Erkenntnissen der klassischen Produktionslehre sowie Theorien der Institutionellen Ressourcenökonomie analysiert. Eine weiterentwickelte Konzeptualisierung menschlichen Verhaltens, verankert in verschiedenen Theorien der Klassischen Institutionenlehre, dient hierbei als Grundlage.
Die quantitative Analyse zeigt, dass die Bauern im Einzugsgebiet des Tai-Sees ihre Felder in besonders hohem Maße überdüngen. Die weitere Analyse der qualitativen Daten erlaubt die Schlussfolgerung, dass vor allem vier in besonderer Weise ausgeprägte Elemente menschlichen Handelns Gründe für das auffällige Verhalten darstellen: habitualisiertes Verhalten, modulare Rationalitäten mit unterschiedlichen Zielfoki, verschiedene normative Interpretationen des eigenen Handelns und die Dominanz bestimmter psychologischer Bedürfnisse.
Die Analyse des Verhaltens der Landwirte im Zusammenhang mit der Eutrophierung des Tai-Sees erweitert das Verständnis der Wechselwirkungen menschlicher Akteure und ihrer Umwelt. Die hier erarbeitete Konzeptualisierung menschlichen Verhaltens leistet einen wertvollen Beitrag zum aktuellen Diskurs über die Herausforderungen modernen Umweltschutzes.

AZ: 20011/137

Zeitraum

01.10.2011 - 31.12.2014

Institut

Humboldt-Universität zu Berlin
Fachgebiet Ressourcenökonomie

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Betreuer

Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Hagedorn