Promotionsstipendium: Dr. Ulrich Schaper

Klimawandel und Lebenswirklichkeit

Klimawandel und Lebenswirklichkeit.

Der weltweite anthropogen verursachte Klimawandel ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. Die Gewissheit über die sich erwärmende Atmosphäre und die daraus entstehenden Folgen hat zahlreiche politische Debatten über mögliche Gegenmaßnahmen ausgelöst. Aus den naturwissenschaftlichen Fakten wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet – die Leitgedanken des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit prägen zahlreiche Felder der deutschen, der europäischen und der internationalen Politik. Getragen werden solche politischen Maßnahmen letztlich von der Bevölkerung. So ist der politische Wille auf die Akzeptanz der Öffentlichkeit angewiesen.Insbesondere die Medienwelt trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, die Öffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen rund um Klimaschutz, Klimapolitik und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren. Durch die Kontinuität der Berichterstattung ist es ihr gelungen, breite Bevölkerungsschichtenfür das Thema zu sensibilisieren und ein Problembewusstsein für mögliche Folgen zu schaffen. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das aufgrund der ko-evolutionären Beziehung von Natur und Gesellschaft zu weitreichenden Veränderungen der sozialen Strukturen führen wird. Die weltweit beobachtbaren, klimabedingten Veränderungsprozesse unterliegen fortwährend der medialen Aufarbeitung. Fraglich ist jedoch, inwiefern die Bevölkerung durch die Berichterstattung auf die Veränderung ihrer eigenen Lebenswelt vorbereitet wird.In Deutschland gibt es zahlreiche Regionen, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise von den Veränderungsprozessen betroffen sind oder betroffen sein werden. Das Umweltbundesamt hat die Bundesrepublik anhand typischer klimaspezifischer Parameter in 11 verschiedene Naturräume gegliedert.Für diese Teilgebiete lassen sich bereits jetzt erste durch den Klimawandel hervorgerufene Veränderungen feststellen. Häufiger auftretende Dürreperioden, Starkniederschläge und orkanartige Windereignisse haben nicht nur volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursacht sondern auch zahlreiche Todesopfer gefordert.Von den Naturwissenschaften ausgehend, die sich als erste auf die Gefährdung aufmerksam gemacht haben, ist aus dem Phänomen Klimawandel eine als gesellschaftspolitisch wahrgenommene Herausforderung geworden. Klima, Klimaschutz und Klimafolgen werden zunehmend in soziale und kulturelle Kontexte eingebettet. Eine entsprechende Reaktion der Medien war eine logische Folge deraktuellen Diskussion. Die soziale Komponente des öffentlichen Diskurses wird vor allem getragen vom Verständnis, dass die Vulnerabilität der Ökosysteme auch Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der menschlichen Gesellschaft hat. Mittlerweile besteht ein breiter Konsens darüber, dass für einenangemessen und effektiven Umweltschutz eine Sensibilisierung der Bevölkerung notwendig ist. Die Medien, denen seitens der Öffentlichkeit großes Vertrauen entgegengebracht wird, übernehmen dabei eine tragende Rolle. Nicht zuletzt aufgrund der intensiven und kontinuierlichen Berichterstattung der vergangenen Jahre ist es zu erklären, dass der Klimawandel heute als eines der dringendstenUmweltprobleme wahrgenommen wird. Im Verlauf der Berichterstattung hat das Themenspektrum dabei eine enorme Erweiterung erfahren. Zwar berichten die Medien in erster Linie weiterhin über die globalen Dimensionen der Problematik, immer wieder aber stehen mittlerweile auch Aspekte aus dem alltäglichen Leben im Fokus, die von den Medien in regionale und lokale Kontexte eingeordnet werden. Aktuelle Studien verweisen dabei auf den großen Zusammenhang von Medien und individueller Wahrnehmung. Dem Dissertationsvorhaben liegt die Annahme zugrunde, dass Wahrnehmung und Bewusstseinsbildung gleichermaßen Voraussetzung für die Herausbildung von Handlungsintentionen der entsprechendenBevölkerungsgruppen sind.Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher herauszufinden, wie sich das Verhältnis von medienvermittelter Information und dem Wissen von gefährdeten Bevölkerungsgruppen gestaltet. Welchen Einfluss die Medien auf das klimabezogene Umweltbewusstsein haben und welche weiteren Informationskanäle und Variablen bei der Veränderung des individuellen Wissensvorrates eine Rolle spielen. Die auf der Mikroebene gewonnenen Ergebnisse sollen dabei helfen, Wirkungsprozesse und Effektphänomene auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu bestimmen bzw. nachzuvollziehen, um auf dieser Grundlage den gesellschaftlichen Resonanzboden für eine nachhaltige Klimaschutzbildung durch entsprechende Kommunikationsstrategien zu nutzen und auszubauen. Die Ergebnisse sollen weiterhin dazu beitragen, eine aktualisierte Diskussion über die gesellschaftliche Bedeutung der medialisierten Aufarbeitung des Klimawandels zu führen.

 

AZ: 20010/108

Zeitraum

01.12.2010 - 31.05.2013

Institut

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Kommunikationswissenschaft

Betreuer

Prof. Dr. Armin Scholl