Offene Sandökosysteme von morgen: Renaturierung und Management
In meiner Promotion befasse ich mich mit der Renaturierung offener Sandökosysteme, von denen verschiedene Habitattypen einen hohen Gefährdungsstatus in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie haben. Dazu werden in der Oberrheinebene zwei neu entwickelte Verfahren zur Renaturierung erprobt, durch die sowohl die abiotische (Nährstoffe) wie die biotische (Diasporenlimitierung) Problematik von Renaturierungsmaßnahmen gelöst werden sollen. Ansatzpunkte sind hierbei zum einen die Schaffung nährstoffarmer Verhältnisse durch die Aufschüttung von Tiefensand (> 1 m Tiefe) unterschiedlicher Qualität auf ehemaligen Ackerflächen, sowie die Einbringung von Zielarten durch Minimalinokulation mit Rechgut. Zum Flächenmanagement werden Esel eingesetzt.
Als Modell dient eine im Jahr 2009 im Landkreis Darmstadt-Dieburg aufgeschüttete Dünenlandschaft („Apfelbachdüne“, ca. 4 ha). Durch die Verwendung zweier unterschiedlicher Substratqualitäten (nährstoffarm bzw. etwas nährstoffreicher) können die Auswirkungen von Nährstoffverfügbarkeit auf den Erfolg der Renaturierungsmaßnahme untersucht werden. Vergleichend wird ein Langzeitexperiment zur Nährstoffapplikation in einem vergleichbaren Sandgebiet bei Darmstadt („Ehemaliger August-Euler-Flugplatz“) vertieft bearbeitet. Hierbei sollen die Auswirkungen verschiedener Nährstoffe auf die Vegetationsentwicklung untersucht und Vergleiche mit der Apfelbachdüne angestellt werden.
Zur Umgehung der Diasporenlimitierung wird eine neu entwickelte Minimalinokulation erprobt, bei der das von einer Leitbildfläche gewonnene Rechgut inselartig ausgebracht wird. Ob eine Minimalbeimpfung zur Besiedlung der gesamten Fläche mit Zielarten der Leitgesellschaften ausreichend ist und wie sich die Arten auf der Fläche im Laufe der Jahre ausbreiten, soll mithilfe von Vegetationsaufnahmen dokumentiert werden. Zusätzliche Untersuchungen befassen sich mit dem Übertragungspotential des Inokulationsmaterials für Zielarten, dem Diasporenniederschlag auf der Apfelbachdüne sowie der Samenbank der verwendeten Substrate.
Als anschließende Managementmaßnahme wird die Flächen mit Nicht-Wiederkäuern (Eseln) beweidet. Die Beweidung sollte durch Fraß und die Schaffung von Störstellen die Entstehung eines Vegetationsmosaiks aus Pionierstadien und konsolidierteren Bereichen langfristig sichern. Anhand eingezäunter Bereiche kann durch Beweidungsausschluss der Effekt der Weidetiere auf die Pflanzengesellschaft dokumentiert werden.
Die Auswirkungen der verschiedenen Parameter und ihre Verknüpfung sollen vor allem anhand von Vegetationsaufnahmen und Biomasse-Untersuchungen über einen Zeitraum von 3 Jahren untersucht werden. Es ist zu überprüfen, ob sich auch bei nährstoffreicherem Substrat mit Inokulation und Beweidung die typischen Lebensräume gefährdeter Sandökosysteme im Mosaik renaturieren lassen. Die Ergebnisse aus dem angewandten Ansatz der Renaturierungsmaßnahmen auf der Apfelbachdüne sollen mit dem experimentellen Ansatz zur Wirkung von Nährstoffen in einer Leitbildfläche und weiteren Daten aus bereits bestehenden Flächen zu einem Modell verknüpft werden.
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