Nischenmodellierung und Artbestimmung bei der Gattung Liocarcinus Stimpson, 1871 in der NordseeIn der Dissertation soll die Verbreitung der in der Nordsee vorkommenden Schwimmkrabben der Gattung Liocarcinus, um Einwanderungsprozesse dieser Gattung in die Zukunft projizieren zu können.Die Gattung Liocarcinus kommt mit fünf Arten in der Nordsee vor: L. holsatus, L. depurator, L. pusillus, L. marmoreus und L. navigator. In der südlichen Nordsee ist es durch L. depurator und L. vernalis zu zwei Einwanderungsprozessen gekommen. Liocarcinus depurator ist ürsprünglich im Mittelmeer, im Atlantik und in der Nordsee bei Norwegen beiheimatet gewesen, kommt nun aber seit Ende der 1990iger Jahre auch in der südlichen Nordsee vor. Liocarcinus vernalis ist aus dem Mittelmeer in die Nordsee eingewandert. Der Einfluss der beiden in die südliche Nordsee eingewanderten Arten auf die bestehende Liocarcinus Gemeinschaft soll nun untersucht werden. Im Allgemeinen können z. B. einheimische Arten von eingewanderten Arten beeinflusst werden, indem letztere mit den einheimischen Arten um Ressourcen wie Nahrung und Raum konkurrieren. Ferner kann die Struktur der Gemeinschaft und das Nahrungsnetz durch eingewanderte Arten verändert werden, was in einzelnen Fällen zur Verdrängung einheimischer Arten führen kann. Auch kann es durch Hybridisierung von einheimischen und eingewanderten Arten zu der Bildung einer neuen Art kommen. Um einen Einfluss von neuen Arten auf bestehende Gemeinschaften zu untersuchen, müssen diese aber als solche erkannt werden. Deswegen ist eine weiterer Schwerpunkt der Arbeit eine genaue Artbestimmung mithilfe morphologischer, morphometrischer und genetischer Untersuchungen. Dafür werden neben den verfügbaren Proben aus der Sammlung des Forschungsinstitut Senckenbergs auch neue Proben aus der südlichen Nordsee gesammelt und untersucht. Zusätzlich werden während der Probennahmen auf See Umweltparameter als Eingangsparameter für die Nischenmodelle, wie die Wassertemperatur und -tiefe, die Salinität und Meeresströmungen aufgenommen. Anhand der bei der Artbestimmung gewonnenen Ergebnisse, der genauen Kenntnis der ökologischen und geographischen Verbreitung, sowie den bekannten autökologischen Merkmalen der Arten werden anschließend mit Hilfe ökologischer Nischenmodelle zukünftige Arealverschiebungen einzelner Liocarcinus-Arten modelliert.