Morphogenese von Fließgewässern im eiszeitlich geprägten TieflandKiesige Gewässersohlen sind ein wichtiger Lebensraum für einen Großteil der in Fließgewässern vorkommenden Organismen. Unsere heimischen Tieflandbäche sind überwiegend von sandigen Gewässersohlen geprägt, was für den Betrachter oft den Schluss nahe legt, es handele sich hierbei um den natürlichen Zustand.Die Ergebnisse meiner Diplomarbeit weisen auf einen bisher nicht beschriebenen physikalischen Prozess der Sedimentschichtung hin, dessen Bedeutung grundlegend für die natürliche Entstehung kiesiger Gewässersohlen im Tiefland scheint. Den Untersuchungen zur Folge findet während des Sedimenttransports eine systematische Anreicherung der gröbsten verfügbaren Sedimente in den obersten Horizonten der Gewässersohle statt (inverse Segregation). Es ist somit denkbar, dass bereits geringe Kiesmengen, die aus den Oberläufen der Gewässer stammen und flussabwärts bewegt werden, zu einer sukzessiven Ausbreitung kiesiger Deckschichten über feineren Sedimenten entlang der Gewässer führen.Oberstes Ziel meiner Arbeit ist die Überprüfung der postulierten Verbreitung kiesiger Gewässersohlen in vom Menschen unveränderten Fließgewässern des Tieflandes. Ein weiterer Teil des Vorhabens richtet sich dahin, das Schichtungsverhalten der Sedimente unter Laborbedingungen zu analysieren und somit die Hypothese der inversen Segregation auf experimentellem Wege zu überprüfen. Daneben soll der Frage nachgegangen werden, wie das postulierte Schichtungsverhalten im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen genutzt werden kann.Neben der grundlegenden Bedeutung für das Verständnis morphologischer Prozesse in Fließgewässern bietet die Arbeit eine Chance, die derzeitige Typisierung der heimischen Tieflandgewässer im Zusammenhang mit der EG-Wasserrahmenrichtlinie auf eine fundiertere Grundlage zu stellen und gleichzeitig die Umsetzung dieser Richtlinie zu erleichtern.