Bio+Fair=nachhaltig?Biologisch produzierte und fair gehandelte Produkte aus Entwicklungsländern erfreuen sich bei uns Deutschland einer wachsenden Beliebtheit. Sie sind aus der Nische der Bio- und Weltläden weit in den Markt hinein gestoßen, selbst in den Discountern gibt es sie zunehmend zu kaufen. Von Befürwortern dieser besiegelten Waren wird die Kombination von Bio+Fair als eine Art Zauberformel für eine nachhaltige Entwicklung im Konsumzeitalter beschworen. Die Steigerung von Angebot und Nachfrage scheint Veränderungen im großen Stil möglich zu machen: Das Kaufverhalten der umwelt- und ethisch bewussten Konsumenten als Impuls für eine nachhaltigere Welt. Die geographische Handelsforschung spricht in diesem Zusammenhang bereits von „konsumentengesteuerten“ Warenketten.Angesichts der erfreulicherweise wachsenden Bereitschaft, solche als nachhaltig besiegelten Produkte zu kaufen, stellt sich die (noch wenig erforschte) Frage, inwieweit die Einführung und Ausweitung von biologischer Produktion und fairen Handelskanälen tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung der Produktionsregionen in den Entwicklungsländern beitragen. Dieser Frage – nach Chancen, Grenzen und Alternativen des Beitrags von Bio- und Fairtrade-Siegeln zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Produktionsregion – soll mittels einer „following“-Studie (im Sinne von Ian Cooks „geographies of food“) entlang der globalen Warenketten von (Bio)Garnelen und (Bio+Fair)Bananen aus Ecuador nachgegangen werden, mit besonderem Fokus auf die Produktionsregion im Südwesten Ecuadors. Dort kommt diesen beiden Produkten einerseits eine große wirtschaftliche Bedeutung zu, andererseits wird ihre Herstellung mit hohen ökologischen und sozialen Belastungen verbunden.Durch die Anwendung qualitativer Methoden wird ein differenziertes Bild über die Dynamik entstehen, die sich durch die Einführung und besonders die Ausweitung von biologischer Produktion und fairem Handel entfaltet. Die Perspektiven der unterschiedlichen beteiligten Akteure (z.B. Großplantagen vs. Kleinproduzenten-Kooperativen, Garnelenzuchtfarmen vs. alteingesessene Fischersiedlungen) werden berücksichtigt. Nach einer ersten Phase der teilnehmenden Beobachtung (Mitarbeit auf Plantagen/Farmen, Praktikum bei einer Kooperative u.a.m.) werden problemzentrierte Interviews, deren Leitfragen auf den Resultaten der ersten Feldforschungsphase aufbauen werden, mit Akteuren entlang der Warenketten geführt. Parallel zu den Erhebungen in Ecuador erfolgt eine diskursanalytische Auswertung ausgewählter Zeitschriften, die ergänzend aufzeigen soll, wie die Dynamik der Bio+Fair-Produkte hierzulande verhandelt wird.Die auf empirischem Weg gewonnenen Ergebnisse sollen zu einer verbesserten Einschätzung darüber führen, inwiefern Produktsiegel geeignete Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung in der tropischen Exportlandwirtschaft darstellen und wie weit das Kaufverhalten der nachhaltigen Konsumenten wirkt. Der Blick wendet sich dabei auf die Siegel als Instrument im Allgemeinen, sowie auf die bestehenden Siegelkriterien hinsichtlich ihrer Einhaltung und möglicher Verbesserungen im Besonderen. Mit ihrer qualitativen, tiefgründigen Vorgehensweise kann die Arbeit zu einem fundierten Verständnis und dadurch zu einer angemesseneren Praxis bei Umwelt-NGOs, Unternehmen, Politik und Konsumenten beitragen.