Verfahren zur Produktion und Identifizierung von BiotensidenBiotenside sind von vielen Mikroorganismen unter natürlichen Bedingungen gebildete oberflächenaktive Substanzen, die einzigartige Eigenschaften besitzen. Im Gegensatz zu vielen synthetischen Tensiden sind Biotenside auf Basis nachwachsender Rohstoffe herstellbar und ökologisch meist unbedenklich. In jüngster Zeit haben einige Glykolipid-Biotenside wie das Sophoroselipid und Rhamnoselipid aufgrund verbesserter Produktionsverfahren und des neuen Ökotrends in der Tensidindustrie die Marktreife erreicht und werden in Haushaltreinigern, Geschirrspülmitteln und Körperpflegeartikeln eingesetzt.Zwei Biotensidgruppen, die sich ebenfalls als viel versprechend herausgestellt haben, sind Cellobioselipide (CL) und Mannosylerythritollipide (MEL), die von so genannten Brandpilzen der Gattungen Pseudozyma und Ustilago in größeren Mengen gebildet werden. Neben der Oberflächenaktivität zeigen beide Biotenside Eigenschaften, die sie auch für den Einsatz im klinischen bzw. pharmazeutischen Bereich interessant machen. Dazu zählen u. a. antibiotische und cytostatische Anwendungen. Für die industrielle Herstellung dieser Biotenside sind jedoch noch Verbesserungen in Ausbeute und Tensideigenschaften notwendig. Weitere Möglichkeiten zur Senkung der Produktionskosten, sind die Verwendung günstiger Substrate und die Entwicklung kostengünstigerer Aufreinigungsmethoden.Ziel dieser Arbeit ist Entwicklung von effektiven Synthesestrategien für beide Biotenside, sowie eine Optimierung der Struktur und somit der Tensideigenschaften der Glykolipide. Die Tensideigenschaften können durch Beeinflussung der Stoffwechselwege der Mikroorganismen, durch enzymatische Modifikationen oder gezielte Prozessführung verbessert werden. Zusammen mit Kooperationspartnern wird die industrielle Eignung der produzierten Biotenside getestet.Die bisherigen Arbeiten lieferten interessante Ergebnisse in Bezug auf die optimalen Kultivierungsbedingungen zur Bildung der beiden Biotenside. Dazu wurden verschiedene Mutanten und Wildtypstämme von Ustilago und Pseudozyma verwendet. Vor allem die Cellobioselipidsynthese wurde intensiv untersucht. Es konnten Produktkonzentrationen erreicht werden, die über den gängigen Literaturwerten liegen (>20 g/L). Außerdem wurden Parameter wie pH-Wert, C-Quelle, Zelldichte und Zeitpunkt der Zellernte untersucht und optimiert. Mit diesen optimierten Bedingungen konnten Mustersubstanzen für anwendungsbezogene Tests hergestellt werden. Des Weiteren wurde mit der Charakterisierung der Biotenside begonnen wie Struktur, pH-Stabilität und Löslichkeit. Außerdem wurden Ziele für eine Optimierung der Tensidstruktur ausgewählt und mit der Planung der Stammoptimierung begonnen. Dies wird der Schwerpunkt des nächsten Abschnitts der Arbeit sein.