Promotionsstipendium: Dr. Mario Schumann

Evaluierung des Fressverhaltens der Larven des invasiven Maisschädlings (Diabrotica virgifera virgifera) mittels nicht-invasiver Methoden als Grundlage für den effizienten Einsatz von Insektiziden

Effizienter Einsatz von Insektiziden gegen den Maisschädling (Diabrotica virgifera virgifera)

Anfang der 90er Jahre wurde ein neuer invasiver Maisschädling, der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera (MWB)), von Nordamerika nach Europa eingeschleppt. 2007 wurde der Käfer erstmals in Deutschland gefunden und konnte sich auch in den folgenden Jahren weiter ausbreiten. In Deutschland kann der Käfer laut Prognosen auf ca. 1,5 Mio. ha Maisfläche Schäden verursachen. Dies wird einem jährlichen Schaden von etwa 25 Mio. Euro entsprechen.

Die Larven stellen das schädlichste Stadium im Zyklus des MWB dar und verursachen mit ihrem Fraß an den Maiswurzeln eine verminderte Nährstoff- und Wasseraufnahme der Pflanze und beeinträchtigen deren Standfestigkeit. Die unterirdische Lebensweise der Larven erschwert die Etablierung von Managementstrategien. Insbesondere die Effizienz von Boden-Insektiziden ist sehr niedrig, da nur ein geringer Teil des Wirkstoffes die Larven tatsächlich erfasst. Die Insektizide werden oft deshalb prophylaktisch mit großen Aufwandmengen ausgebracht und stellen damit auch eine Gefährdung des Grundwassers dar. Die Entwicklung von effizienteren Applikationstechniken würde daher ökologische und ökonomische Vorteile mit sich bringen.

Als Ansatz dafür dient das Orientierungsverhalten der MWB Larven im Boden. Es ist bekannt dass CO2 als Lockstoff für die Larven dient, um Maiswurzeln zu finden. Künstliche CO2-Kapseln sollen daher die Larven anlocken. Die anlockende Wirkung dieser künstlichen CO2-Kapseln soll dann auch mit einem Insektizid kombiniert werden, um eine „Attract und Kill“ Methode gegen die Larven des MWB zu etablieren. Diese Technik würde eine effizientere Insektizidapplikation hervorbringen und den Einsatz von Boden-Insektiziden verringern.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen dass ein Teil der Larven mit künstlichen CO2 Kapseln angelockt werden konnten, die Maiswurzeln insgesamt aber attraktiver für die Larven waren. Des Weiteren wurden die Larven nur kurz von den Kapseln angelockt und wanderten wieder ab, da es keine Nahrungsquelle für die Larven bei den Kapseln gab. Messungen zur CO2 Emission zeigten dass die Kapseln bis zu 10 Tage nach Applikation eine ähnliche CO2 Produktion wie bei einer Maispflanze hatten.

Bei einer Kombination der Kapseln mit einem insektiziden Wirkstoff (Tefluthrin) als „Attract&Kill“ Ansatz konnten im Durchschnitt 30% der Larven erfasst werden. Bei niedrigen Dosierungen des Insektizids konnte eine Steigerung der Larvenmortalität im Vergleich zu einer konventionellen Insektizidapplikation gemessen werden. In Gewächshaus – und Feldversuchen konnten ähnliche Wirkungsgrade festgestellt werden, aber keine Verbesserung der Insektizidwirkung durch „Attract&Kill“ im Vergleich zur konventionellen Applikation erreicht werden.

Somit ist ein „Attract&Kill“ Ansatz mit künstlichen CO2 Kapseln möglich, kann aber  beim aktuellem Entwicklungsstand die Wirkung der konventionellen Insektizidapplikation in der Praxis nicht verbessern. Daher wird in weiteren Projekten (z.B. das EU Projekt „InBioSoil“) an einer verbesserten Lockwirkung der Kapseln gearbeitet und mit anderen insektiziden Wirkstoffen kombiniert, um den „Attract&Kill“ Ansatz gegen die Larven des Westlichen Maiswurzelbohrers als potentielle Bekämpfungsstrategie in Zukunft zu etablieren.

AZ: 20008/966

Zeitraum

01.06.2008 - 31.05.2011

Institut

Georg-August-Universität Göttingen
Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Abteilung Agrarentomologie

Betreuer

Prof. Dr. Stefan Vidal