Stabile Isotopenmuster in epiphytischen Flechten zur Bewertung der N-Deposition in der BRD
In Anbetracht der zivilisatorisch-technischen sowie der sozio-ökonomischen Entwicklung hat sich während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit die Emittentenstruktur grundlegend verändert. Neben Anzahl und Dichte stationärer Emittenten in den Industrie- und Wohngebieten haben mit dem schnell wachsenden Kraftfahrzeug- und Luftverkehr die Linienquellen, mit der Intensivierung der Landwirtschaft die Flächenquellen stark zugenommen. In vielen Regionen Europas sorgt der anthropogene Einfluss für Emissionen und Depositionen von biologisch verwertbaren Stickstoffverbindungen und übersteigt die Flüsse der entsprechenden Verbindungen im natürlichen Stickstoffkreislauf. Die räumliche Verteilung der Deposition einzelner Stickstoffverbindungen ist sehr inhomogen, da zum einen die Quellen (urban-industriell- und landwirtschaftlich)unterschiedlich verteilt sind und sich zum anderen die Verbindungen hinsichtlich ihres Verhaltens in der Atmosphäre unterscheiden. Auf Basis von flächendeckenden Depositionsmessungen konnte für die Bundesrepublik Deutschland eine Typisierung des Depositionsgeschehens durchgeführt werden, so dass es sich in der BRD um sechs verschiedene Depositionstypen handelt, die sich unter anderem auch aufgrund unterschiedlicher Stickstoffeinträge unterscheiden. Die Flechtenvegetation wird seit vielen Jahren in der Luftreinhaltung im Rahmen von Umweltverträglichkeitsuntersuchungen, Immissions-Wirkungskatastern oder in der Regional-/Stadtplanung erfolgreich zur Ermittlung und Abgrenzung von belasteten Gebieten sowie zur langfristigen Dokumentation von Veränderungen in der Umweltbelastung eingesetzt.Ziele im Dissertationsprojekt sind die Abschätzung der deponierten N-Frachten und die Charakterisierung von Depositionstypen bzw. N-Quellen mit Hilfe von Flechten und stabilen Stickstoff-Isotopen. Weiterhin wird ein Beitrag zum tieferen Verständnis über die N-Aufnahme von Flechten und die Bedeutung unterschiedlicher N-Formen für die Isotopen-Fraktionierung erarbeitet. Zudem soll verglichen werden, ob die beobachteten N-Isotopenverhältnisse einen besseren Überblick über die am Standort vorherrschende deponierte N-Form (Ammonium oder Stickoxide) geben, als die dort durch Bulksammler ermittelten Depositionen.In der vorliegenden Untersuchung sollen die Blattflechten Hypogymnia physodes, Parmelia sulcata und Xanthoria parietina berücksichtigt werden.Um die verschiedenen Depositionstypen anhand von N-Isotopenverhältnisse unterschiedlicher Flechten zu charakterisieren, werden die Untersuchungen in unterschiedlichen Maßstabsebenen durchgeführt. Das Dissertationsprojekt setzt sich aus den Untersuchungen: ‚Groß-Skaliges Messnetz BRD‘, ‚Vier-Bundesländer‘ und ‚Depistionsraster‘, zusammen.Durch die Kombination von chemisch-analytischen Daten, nominal und ordinal skalierten Daten aus dem Bereich der Probenahme und Standortscharakterisierung soll eine umfangreiche Beschreibung des Flechtenstandorts erreicht werden. Darunter werden zum einen eine genaue Charakterisierung der Flechtengewebekonzentration, und zum anderen eine genaue Einschätzung der vorliegenden N-Deposition und der räumlichen Verteilung verstanden. Die drei verschiedenen Untersuchungsschritte des Dissertationsprojektes werden mit unterschiedlichen statistischen Analyseverfahren durchgeführt: Es wird auf varianzanalytische, multivariate und geostatistische Verfahren zurückgegriffen.