Auswirkungen der Waldfragmentierung auf den Siebenschläfer Glis glis (L.)Die Fragmentierung größerer, zusammenhängender Lebensräume und die damit einhergehende Bildung kleiner, voneinander isolierter Populationseinheiten stellt für viele Arten eine Bedrohung dar. Fragmentierungseffekte wirken sich dabei besonders auf Arten mit geringer Mobilität beziehungsweise hoher Spezialisierung auf einen bestimmten Lebensraum aus. Eine solche Art ist der in Deutschland unter besonderen Schutz gestellte Siebenschläfer Glis glis (L.), ein streng arboreal lebender Kleinsäuger. Seine Habitate sind Mischwälder mit Rotbuche, Eiche und Haselnuss, deren fettreiche Samen die wichtigste Nahrungsgrundlage zur Anlage von Fettreserven für das Überleben des obligaten Winterschlafs sowie zur Jungenaufzucht sind. Mit einer Kombination aus Freiland- und Laboruntersuchungen möchte ich an dieser Art die Auswirkungen der Waldfragmentierung auf die Demographie, Populationsgenetik, Habitatqualität, Migrationsfähigkeit und Viabilität untersuchen. FreilanduntersuchungenDie Freilanduntersuchungen wurden in einem zusammenhängenden Waldgebiet (Referenzgebiet) und in vier unterschiedlich großen Waldfragmenten durchgeführt.Dabei wurde 2008 ein Reproduktionsausfall der Siebenschläfer beobachtet, der bis auf eines alle Untersuchungsgebiete betraf. Die Ursache für die unterschiedliche Reproduktion ist wahrscheinlich in den unterschiedlich ausgeprägten, lokalen Nahrungsvorkommen begründet: während in den Untersuchungsgebieten mit Reproduktionsausfall nur vereinzelt fruktifizierende Buchen und Eichen auftraten, wurden im einzigen Untersuchungsgebiet, in dem Jungtiere auftraten, eine größere Anzahl fruktifizierender Eichen festgestellt.Bezüglich der demographischen Kenngrößen liegen folgende Zwischenergebnisse vor:Die Populationsdichten weisen von der Fragmentgröße abhängige Unterschiede auf. Ausgehend vom größten Untersuchungsgebiet (150km2) nimmt die Individuenanzahl pro Hektar mit abnehmender Gebietsgröße zu, in Gebieten mit einer Fläche kleiner als 70ha jedoch wieder ab. Im zusammenhängenden Referenzgebiet kann ein höherer Anteil an Jährlingen (Siebenschläfer, die erst einen Winterschlaf gehalten haben) beobachtet werden als in den Fragmenten. Tendenziell ist in größeren Gebieten der Anteil männlicher Erstfänge höher, in kleineren Gebieten dagegen der weiblicher Tiere. Das Geschlechterverhältnis wird vermutlich durch das unterschiedliche Reproduktionsverhalten, welches sich wiederum auf die generelle Aktivität der Siebenschläfer auswirkt, beeinflusst. LaborarbeitenFür die Durchführung populationsgenetischer Untersuchungen wurden bislang ca. 400 Individuen an 14 Mikrosatelliten-Loci genotypisiert. Die verwendeten Stichproben stammen aus Populationen aller Untersuchungsgebiete sowie mehreren Untersuchungsjahren.Auf dieser Datengrundlage wurden folgende Zwischenergebnisse gewonnen:Die Einzelpopulationen weisen eine genetische Differenzierung auf, in den einzelnen Untersuchungsgebieten herrscht jedoch eine zeitliche Kontinuität bezüglich der auftretenden Allelfrequenzen. Im Referenzgebiet kann diese Kontinuität auch über einen längeren mehrjährigen Zeitraum hinweg gezeigt werden.Die räumliche Trennung der Untersuchungsgebiete spiegelt sich in den Ergebnissen zur genetischen Distanz wider. Dabei verhält sich die genetische Distanz zwischen den Stichproben aus den verschiedenen Populationen unabhängig von der geographischen Distanz zwischen den Untersuchungsgebieten, aus denen sie entnommen wurden. Insgesamt wurde sowohl in den Waldfragmenten als auch im zusammenhängenden Referenzgebiet eine relativ geringe genetische Variation an den untersuchten Loci festgestellt.