Promotionsstipendium: Dr. Jochen Fründ

Welche Rolle spielt die Biodiversität der Bestäuber für die Bestäubung von Wildpflanzen? Komplementaritäts- und Versicherungseffekte bei Umweltveränderungen

Bestäubungsleistung und Bestäubervielfalt bei Umweltveränderungen

In meiner Promotion habe ich verschiedene Aspekte der Rolle der Artenvielfalt der Wildbienen für die Bestäubung von Wildpflanzen untersucht. Dazu habe ich im ersten Jahr einen großen Feldversuch durchgeführt, indem ich in 60 Flugkäfigen unterschiedliche Kombinationen von Wildbienen-Arten gehalten habe. Dabei untersuchte ich, wie die Bestäubung (Blütenbesuche und Samenproduktion) der auch in den Käfigen angesäten Ackerwildkräuter von den Bienen abhängt. Im zweiten Jahr habe ich die gleiche Frage im natürlichen Kontext untersucht, u.a. an Kornblume und Acker-Rittersporn, die auch schon im ersten Jahr im Käfigexperiment vertreten waren. Außerdem beschäftige ich mich mit der Analyse von Interaktions-Netzwerken, die eine Sichtweise auf die gesamte Gemeinschaft von z. B. Blütenpflanzen und blütenbesuchenden Insekten darstellen – auch das kann dabei helfen, die Bedeutung der Biodiversität zu verstehen.

Einige zentrale Ergebnisse meiner Promotion:

Wildbienenartenvielfalt wirkt sich positiv auf die Bestäubung von Pflanzengemeinschaften aus. In welchem Maße dieser Effekt auftritt, hängt allerdings von ihren funktionellen Eigenschaften ab – manche Arten ergänzen sich besonders gut, während andere Kombinationen kaum einen Vorteil für die Bestäubungsleistung bringen.

Artenvielfalt von Bestäubern beinhaltet ein Potential für die Absicherung gegenüber Umweltveränderungen. Wildbienenarten reagieren unterschiedlich auf veränderte Wintertemperaturen. Die Auswirkungen von mehreren Umweltveränderungen in Kombination auf die Bestäubung sind schwer vorhersagbar, weil generalistische Bestäuber einen Puffer darstellen können.

Netzwerke der Interaktionen zwischen Tier- und Pflanzengemeinschaften sind hoch dynamisch. Die Uhrzeit des Schließens verschiedener Blüten kann davon abhängen, ob sie erfolgreich bestäubt wurden, und das kann sich wiederum auf den Tagesgang des Blüten-Bestäuber-Netzwerkes auswirken. Mutualistische Interaktionsnetzwerke (Frucht-Vogel und Blüte-Bestäuber) scheinen in den Tropen im Schnitt generalistischer als in temperaten Breiten zu sein. Das bedeutet, dass Bestäuber-Artenverluste in unseren Breiten möglicherweise schneller zum Verlust der wichtigen Bestäuber einer Pflanzenart führen.

 

AZ: 20007/915

Zeitraum

01.01.2008 - 31.12.2010

Institut

Georg-August-Universität Göttingen
Department für Nutzpflanzenwissenschaften

Betreuer

Prof. Dr. Teja Tscharntke