Bildungsgegenstand Natur und Gesundheit
Die Kernfragen dieser Arbeit lauten:
1. Welche Naturbilder haben Kinder im Grundschulalter hier und heute?
2. In welchem lebensweltlichen Rahmen erfolgt die Genese dieser Naturbilder?
3. Wie kann man Gegebenheiten schaffen, damit Kinder ihre Naturbilder pädagogisch unterstützt reflektieren und differenzieren können?
Naturbilder sind ausschlaggebend für einen nachhaltigen Umgang mit sich selbst und gegenüber der Natur, denn – so die Hauptthese – sie strukturieren und leiten das Verhalten. Da die Basis für diese Vorstellungen und Einstellungen durch in der Kindheit gemachte Erfahrungen in Familie, Schule und Lebensumfeld gelegt wird, sind Kinder im Grundschulalter die Zielgruppe dieser Arbeit.
Die Bildungsrealität zeigt, dass Schule zwar Wissen über Naturschutz vermittelt, aber keine handlungsrelevanten lebensweltlichen Bezüge herstellt oder kindliche Vorstellungen und Einstellungen adäquat einbezieht. Ausgehend von einem Bildungsverständnis, das auch Modalitäten der non-formalen und informellen Bildung einen hohen Einfluss zuspricht, werden Kinder als produktive Verarbeiter der Realität betrachtet. Um Kindern den notwendigen Erfahrungsraum zu eröffnen, bedarf es also einer Schulöffnung für alltagsnahe außerschulische Lernorte.
Diese Arbeit will den Lebensweltbezug von Naturbildern herausarbeiten. Daher wurde als erster Schritt eine Lebensweltanalyse aus Kindersicht erstellt (Methode: Bewegungslandkarte; n = 151 aus acht Schulklassen) mit besonderem Augenmerk auf das Naturerleben und das Bewegungsverhalten. Es wurden jeweils alle ersten und dritten Klassen von zwei Grundschulen befragt, wobei eine Schule in eher städtischem Gebiet und die andere in ländlichem Raum liegt. Um den familiären Einfluss erheben zu können, wurde in einem zweiten Schritt eine Befragung der Eltern (teilstandardisierte Fragebögen; n = 63 aus fünf Schulklassen) zu deren Natursicht und Umweltverhalten durchgeführt. Aufgrund von herausgearbeiteten Differenzen bzw. Mustern des Naturerlebens und Bewegungsverhaltens der Kinder sowie dem angegebenen Umweltverhalten der Eltern wurden in einem dritten Schritt Teilgruppen der Kinder (n = ca. 25) ausgewählt. Diese wurden in offenen Leitfadeninterviews zu Vorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen in Bezug auf die Natur befragt, um Näheres über deren Genese im lebensweltlichen Kontext zu erfahren. Diese ca. dreißigminütigen Kinderinterviews wurden inhaltsanalytisch (nach Mayring) ausgewertet und die Aussagen der Kinder und ihrer Eltern anschließend anhand der gebildeten Kategorien zu Typologien verdichtet.
Schließlich wurden vor der Zusammenführung der Ergebnisse die bis dahin vorliegenden Erkenntnisse ausschnitthaft und exemplarisch zu Themen verdichtet, die als Gegenstand für die Durchführung von Projekttagen an den Schulen ausgewählt wurden, um den Kindern eine zusätzliche Möglichkeit zu geben, ihre Naturbilder handlungsbezogen reflektieren und differenzieren zu können.
Veröffentlichungen:
Meske, M. (2011). „Natur ist für mich die Welt“ Lebensweltlich geprägte Naturbilder von Kindern. VS-Verlag
Hesebeck, B.; Meske, M. (2010). Eiche, Farn und Specht: Mit spielerischen Aktivitäten den Wald und seine Bewohner erforschen und verstehen. Münster: Ökotopia Verlag
Lau, M.; Meske, M. (2010). Maßnahmen der Umweltbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung und deren Nutzbarmachung bei der Eingriffskompensation, Kohärenzsicherung und Umweltschadenssanierung. In: Natur und Recht, Volume 32, Number 7 / Juli 2010; S. 475-484
Meske, M. (2008). Naturbild und Nachhaltigkeit: Welches Bild machen sich Kinder von der Natur, und wo muss Umweltbildung ansetzen, damit es zu mehr Nachhaltigkeits-bewusstsein kommt? In: Erdmann, K.-H.; Löffler, J.; Roscher, S. [Hrsg.]. Naturschutz im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. Ansätze, Konzepte, Strategien. Bonn, Bad Godesberg: Bundesamt für Naturschutz (BfN); S. 73-99