Promotionsstipendium: Dr. Christian Bramsiepe

Modell zur Vorhersage diffuser Emissionen an flüssig beaufschlagten Flanschverbindungen

Emissionen an FlanschverbindungenDie Reinhaltung der Luft gehört zu den wichtigsten Zielen des Umweltschutzes, weshalb z.B. die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit zahlreichen weiteren Ländern Europas durch Unterzeichnung verschiedener UN/ECE- Protokolle unter anderem eine eine Selbstverpflichtung zur Reduktion der VOC-Emissionen (VOC = volatile organic compounds) eingegangen ist.Bei den Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen werden zwei wesentliche Quelltypen unterschieden. Auf der einen Seite stehen die definierten Emissionen, wie sie beispielsweise aus Abgasströmen und Fackeln austreten. Diffuse Emissionen hingegen treten aus vielen Einzelquellen wie Spindelabdichtungen von Armaturen oder aus Flanschverbindungen aus.Da die Anzahl der Flanschverbindungen in einer chemischen Produktionsanlage sehr hoch ist, kann aus wirtschaftlichen Gründen nicht jede Dichtung einzeln vor der Inbetriebnahme geprüft werden. Daher werden Dichtungen einer Baumusterprüfung unterzogen und dann zertifiziert. Die Zertifizierung erfolgt im Regelfall anhand standardisierter Versuche, die mit dem Medium Helium durchgeführt werden, da Helium-Moleküle sehr klein sind. Somit wird eine worst-case-Abschätzung des zu erwartenden Emissionsstromes getroffen. Eine Abschätzung des unter Betriebsbedingungen tatsächlich zu erwartenden Emissionsstroms ist jedoch nicht möglich.Wesentlicher Nachteil dieser Vorgehensweise ist die Vernachlässigung spezieller Anforderungen, die beim Abdichten von Flüssigkeiten auftreten. So war die Meinung, dass Flüssigkeiten aufgrund deren wesentlich höherer Viskosität deutlich weniger stark emittieren als Gase, weit verbreitet. Messungen im Rahmen des Projektes haben jedoch gezeigt, dass diese Annahme nicht global korrekt ist, sondern dass beispielsweise Methanol-Emissionen durchaus in der Größenordnung von Helium-Emissionen liegen können.Weiterhin lieferten Messungen ohne Innendruckbeaufschlagung Emissionsströme, die etwa ein Fünftel der Emission einer vergleichbaren Messstelle bei einem Innendruck von 40 bar betrugen. An diesem Beispiel zeigt sich deutlich, dass die Emissionen von Gasen und Flüssigkeiten grundsätzlich verschiedenen Transportmechanismen unterliegen.Diese Mechanismen aufzuklären und ein Berechnungsmodell zu entwickeln, welches den Einfluss von- Stoffeigenschaften wie Dampfdruck, Molekülgröße, Viskosität- Prozessbedingungen wie Temperatur und Druck- Konstruktive Randbedingungen wie Flanschtyp, Dichtungstyp, Rauhigkeit- Montage (Unterschiedliche Flächenpressung, Flanschverformung)auf die Emission von Flüssigkeiten abbilden kann, ist zentrales Ziel des Projektes.

AZ: 20006/825

Zeitraum

01.07.2006 - 31.10.2009

Institut

Technische Universität Dortmund
Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen
Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik

Betreuer

Prof. Dr. Gerhard Schembecker