Promotionsstipendium: Dr. Antonia Wanner

Nutzungsregime, Biodiversität und Renaturierungspotenzial von Salzrasen der Ostsee: Vegetationsökologische Analysen entlang eines komplexen ökologischen Gradienten

Nutzungsregime, Biodiversität und Renaturierungspotenzial von Salzrasen der OstseeSalzrasen an der Ostseeküste sind durch aperiodische Überflutungen mit Brackwasser geprägt. Die Lebensbedingungen entlang der Ostseeküsten weisen ausgeprägte ökologische Gradienten auf: Vom Kattegat über die deutsche und polnische Ostseeküste bis ins Baltikum und den Bottnischen Meerbusen nimmt der Salzgehalt ab, das Klima wird kühler und die Winter eisreicher. Aufgrund der Glazialgeschichte hebt sich an den nördlichen Ostseeküsten auch heute noch die Landoberfläche. Dagegen senkt sie sich im Südwesten der Ostsee, wodurch sich Küstenüberflutungsmoore mit Torfböden bildeten. Aufgrund des Fehlens der Tide und des geringen Salzgehalts können sich an der Ostsee schon recht ufernah Gehölze oder Brackwasser-Röhrichte etablieren. Nur weil seit Jahrhunderten der Gehölz- oder Röhrichtaufwuchs durch Mahd oder Beweidung verhindert wurde, konnten großflächige Salzrasen entstehen. Eine wichtige Ursache für den Rückgang der Salzrasen und ihrer charakteristischen Pflanzenarten während der letzten Jahrzehnte ist daher die Nutzungsaufgabe. Um Salzrasen und ihre charakteristischen Biozönosen zu erhalten, wird die Aufrechterhaltung extensiver Beweidung im Rahmen verschiedener Förderprogramme in den Ostseeländern finanziell unterstützt. Zudem wird in mehreren Renaturierungsprojekten eine Beweidung brachgefallener Salzrasen wieder eingeführt. In der Doktorarbeit werden Effekte des Nutzungsregimes (kontinuierlich beweidete, brachgefallene und wieder in Beweidung genommene Salzrasen) auf die Artenzusammensetzung und -vielfalt der Vegetation auf drei räumlichen Maßstabsebenen (1-25-625 m²) analysiert. Dafür werden entlang des ökologischen Komplexgradienten der Ostsee Untersuchungsflächen in Dänemark, Deutschland und Estland ausgewählt. Diese Flächen werden weiterhin hinsichtlich ihrer Vegetationsstruktur und Standortbedingungen charakterisiert.Das Renaturierungspotenzial hängt u. a. von der Überdauerung keimfähiger Samen in den Samenbanken des Bodens ab. Da Samen seltener und gefährdeter Arten in klassischen Samenbankanalysen schwer nachzuweisen sind, werden zusätzlich Vergrabungsexperimente mit Samen einiger dieser Arten durchgeführt, um deren Überdauerungsfähigkeit (Persistenz) abzuschätzen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Bewertung von Ostsee-Salzrasen für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein. Ziel der WRRL ist es, bis 2015 für alle Oberflächengewässer den ?guten ökologischen Zustand? zu erreichen. Die Entwässerung von Salzrasen kann sich negativ auf die Wasserqualität auswirken, weil dabei Nährstoffe freigesetzt werden. Dagegen können wachsende Salzrasentorfe Nährstoffe festlegen und damit zum Gewässerschutz beitragen. Daher können Salzrasen als Teil des Küstenwasserkörpers aufgefasst werden.Um zu bewerten, ob das Ziel des ?guten ökologischen Zustands? erreicht wird, werden ?biologische Qualitätskomponenten? herangezogen. Basierend auf der Vegetation wird ein Bewertungssystem für Ostsee-Salzrasen entwickelt sowie Empfehlungen für das Monitoring nach WRRL erarbeitet. Zusätzlich soll das Verhältnis zwischen naturschutzfachlicher Bewertung nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und Bewertung nach der WRRL bezogen auf Ostsee-Salzrasen näher beleuchtet werden.

AZ: 20005/779

Zeitraum

01.07.2005 - 30.06.2008

Institut

Universität Hamburg
Biozentrum Klein Flottbek
AG Populations- und Vegetationsökologie

Betreuer

Prof. Dr. Kai Jensen